Vorwort zum Frankreichfeldzug

Aus 57.Infanterie-Division
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Ein Vorwort zum Frankreichfeldzug

Drôle de guerre

Die Kriegserklärung Frankreichs am 3.9.1939 gegenüber dem Deutschen Reich erfolgte nur widerwillig und aufgrund

eines gewissen Drucks der verbündeten Briten.

Vom 3.9.1939 bis zum 10.5.1940 (Beginn des Frankreichfeldzugs) herrschte an der französisch / deutschen Front relative Ruhe. Die Deutschen saßen am Westwall und die Franzosen an der Maginot-Linie. Es gab außer einigen Scharmützeln keine richtigen Kampfhandlungen. Diesen „komischen Krieg“ nannten die Franzosen „drôle de guerre“.

Hitler hatte damals noch kein Interesse, Frankreich anzugreifen. Die Franzosen waren auf Grund der hohen Verluste

des 1. Weltkriegs kriegsunwillig. Durch den Blutzoll des 1.Weltkriegs gab es in Frankreich 1939 300.000 Männer zur Verteidigung Frankreichs weniger als 1914. Es fehlten die ungeborenen Söhne jener Männer, die 1914/1918 beim Sturm auf die deutschen Linien gefallen waren. Im Übrigen hatte Frankreich immer noch unter den wirtschaftlichen Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu leiden. Damals machte ein französischer Ausspruch: „Mourir pour Danzig?“ (Sterben für Danzig?) die Runde. Gelegentlich kam es an der Front zu Spähtruppunternehmen und die sprichwörtliche Ruhe wurde nur mitunter durch Lautsprecherpropaganda gestört. Die Franzosen hatten 1939/1940 keine große Lust, sich von ihrem Verbündeten (Großbritannien) in einen Krieg hineinziehen zu lassen. Len Deighton beschreibt in seinem Buch "Blitzkrieg" die Moral der französischen Truppen in den Jahren 1939/40 wie folgt:

"...Untätigkeit, Propaganda und Trunksucht sind als die 3 Hauptgründe für den Verfall der Moral innerhalb der französischen Armee des Jahres 1940 genannt worden. Der Alkoholismus in der Truppe nahm derart zu, dass die französische Eisenbahn gezwungen war, auf den Bahnhöfen für Ausnüchterungszellen zu sorgen...."

Man kann sich heute mit einer gewissen Berechtigung die Frage stellen, was passiert wäre, wenn Hitler den Krieg gegen Frankreich am 10.5.1940 nicht begonnen hätte. Vermutlich hätte der „drôle de guerre“ noch erheblich länger gedauert!

Am 27. September 1939 erließ Hitler den Befehl, einen Angriffsplan, den so genannten „Fall Gelb“, für den Westfeldzug auszuarbeiten. Bereits im Oktober 1939 wurden die fertigen Angriffspläne Hitler vorgelegt.

Obwohl Hitler den Krieg im Westen unter allen Umständen noch im Jahre 1939 beginnen wollte, konnte dies wegen schlechter Witterungsbedingungen in den Monaten November/Dezember 1939 nicht mehr realisiert werden. Im Übrigen waren durch den Polenfeldzug erhebliche Verluste an Kampfflugzeugen und Panzern entstanden. Dies waren Gründe, um den Beginn des Feldzuges immer wieder zu verschieben.

französische Soldaten - während des "drôle de guerre" / 1939



Quellen

Len Deighton "Blitzkrieg" - dt. Ausgabe 1980, Hestia-Verlag, Bayreuth, ISBN 3-7770-0208-9


Autor

Danke an Albert Riß für diesen Beitrag.