Bericht über die Einnahme von Charkow: Unterschied zwischen den Versionen
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Um 08:35 Uhr überschritt das Btl. die Eisenbahnbrücke südl. des Bahnhofes. Beim weiteren Vordringen gegen den Südost-Bahnhof verstärkte sich der Widerstand. Trotzdem erreichte das Btl. um 09:00 Uhr den Süd-Ost Bahnhof. Gegen Teile des Btl., die mit dem Rgts.Stab in der Gegend südl. des Bahnhofes hielten, richteten sich aus dem Bahnhofsgelände, aus der Gegend des Gebäudes des X. russ. Armeekorps und von Süden her starke von Panzern und Granatwerfern vorgetragene Angriffe, die auf nächste Entfernung herankamen. | Um 08:35 Uhr überschritt das Btl. die Eisenbahnbrücke südl. des Bahnhofes. Beim weiteren Vordringen gegen den Südost-Bahnhof verstärkte sich der Widerstand. Trotzdem erreichte das Btl. um 09:00 Uhr den Süd-Ost Bahnhof. Gegen Teile des Btl., die mit dem Rgts.Stab in der Gegend südl. des Bahnhofes hielten, richteten sich aus dem Bahnhofsgelände, aus der Gegend des Gebäudes des X. russ. Armeekorps und von Süden her starke von Panzern und Granatwerfern vorgetragene Angriffe, die auf nächste Entfernung herankamen. | ||
Es entwickelten sich Nahkämpfe in und um die nächsten Häusergruppen und in dem dort sehr unübersichtlichen Fabrikgelände. Der Div.Kdr. war in Sorge um das I.Btl., das durch diese Angriffe im Rücken bedroht war. Der Rgts.-Stab machte das I.R.179 in Guki marschbereit, um es zur Entlastung des I.R.217 einzusetzen. Um 12:00 Uhr erhielt er jedoch Meldung, daß die Lage beim I.R.217 so gefestigt sei, daß ein Eingreifen des I.R.179 unnötig sei. Dort war unterdessen das III.Btl., das über die verminte Brücke nicht vorwärts kam, über die südl. davon liegende intakte Eisenbahnbrücke herangezogen. Es vertrieb noch haltende Feindkräfte. Um 12:05 Uhr trafen das Btl. und kurz darauf auch die Sturmgeschütze in der Gegend südl. des Rgts.-Stabes ein und gliederten sich zur Abwehr. Das II./I.R.179 besetzte um 11:40 Uhr den Raum beiderseits der Schlachthäuser.<br/><br/> | Es entwickelten sich Nahkämpfe in und um die nächsten Häusergruppen und in dem dort sehr unübersichtlichen Fabrikgelände. Der Div.Kdr. war in Sorge um das I.Btl., das durch diese Angriffe im Rücken bedroht war. Der Rgts.-Stab machte das I.R.179 in Guki marschbereit, um es zur Entlastung des I.R.217 einzusetzen. Um 12:00 Uhr erhielt er jedoch Meldung, daß die Lage beim I.R.217 so gefestigt sei, daß ein Eingreifen des I.R.179 unnötig sei. Dort war unterdessen das III.Btl., das über die verminte Brücke nicht vorwärts kam, über die südl. davon liegende intakte Eisenbahnbrücke herangezogen. Es vertrieb noch haltende Feindkräfte. Um 12:05 Uhr trafen das Btl. und kurz darauf auch die Sturmgeschütze in der Gegend südl. des Rgts.-Stabes ein und gliederten sich zur Abwehr. Das II./I.R.179 besetzte um 11:40 Uhr den Raum beiderseits der Schlachthäuser.<br/><br/> | ||
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Im Laufe des Nachmittags versuchte der Gegner aus südöstl. Richtung gegen den Südost-Bahnhof anzugreifen, wurde aber mühelos abgewiesen. Unterdessen war auch die II./A.R.157 in der Gegend des Bahnhofes eingetroffen und konnte das I./I.R.217 in der Abwehr des Feindangriffs unterstützen.<br/><br/> | Im Laufe des Nachmittags versuchte der Gegner aus südöstl. Richtung gegen den Südost-Bahnhof anzugreifen, wurde aber mühelos abgewiesen. Unterdessen war auch die II./A.R.157 in der Gegend des Bahnhofes eingetroffen und konnte das I./I.R.217 in der Abwehr des Feindangriffs unterstützen.<br/><br/> | ||
Die Ereignisse beim I.R.199 waren folgende: | Die Ereignisse beim I.R.199 waren folgende: | ||
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Die Brücke 210 war unversehrt. Sie ist eine der wichtigsten Brücken der Stadt. Die Russen machten wiederholt den Versuch, die Brücke zu sprengen. Das I.Btl. verhinderte alle Versuche dadurch, daß es die Sprengkommandos abschoß. Am Nachmittag ließ der Feindwiderstand nach, das I.Btl. nahm die Brücke und bildete einen Brückenkopf in der Innenstadt. Schon an diesem Tag bauten die Pioniere etwa 400 kg Sprengstoff aus der Brücke aus.<br/><br/> | Die Brücke 210 war unversehrt. Sie ist eine der wichtigsten Brücken der Stadt. Die Russen machten wiederholt den Versuch, die Brücke zu sprengen. Das I.Btl. verhinderte alle Versuche dadurch, daß es die Sprengkommandos abschoß. Am Nachmittag ließ der Feindwiderstand nach, das I.Btl. nahm die Brücke und bildete einen Brückenkopf in der Innenstadt. Schon an diesem Tag bauten die Pioniere etwa 400 kg Sprengstoff aus der Brücke aus.<br/><br/> | ||
Das verstärkte III.Btl. hatte ursprünglich den Auftrag, über das I.Btl. hinweg die Innenstadt zu durchstoßen. Als das I.Btl. die Brücke 210 nicht nehmen konnte, setzte der Rgts.-Kdr., Oberst Deboi, eine Erkundung des Lopany nach Süden an. Dabei fand man die Brücke 188 unversehrt. Nun befahl der Rgts.-Kdr. dem III.Btl. über diese Brücke zu gehen und die Innenstadt von Süden her zu nehmen. Das Btl. fand die Brücken 189 und 190 sowie 192 und 193 zerstört, das Nordufer vom Gegner besetzt. Nun entschloß sich der Btl.-Führer, die Innenstadt von Osten her zu nehmen und dazu die Brücke 194 zu gewinnen. Um 15:00 Uhr näherten sich die vordersten Teile des Btl. der Brücke auf 50m, als sie in die Luft flog. | Das verstärkte III.Btl. hatte ursprünglich den Auftrag, über das I.Btl. hinweg die Innenstadt zu durchstoßen. Als das I.Btl. die Brücke 210 nicht nehmen konnte, setzte der Rgts.-Kdr., Oberst Deboi, eine Erkundung des Lopany nach Süden an. Dabei fand man die Brücke 188 unversehrt. Nun befahl der Rgts.-Kdr. dem III.Btl. über diese Brücke zu gehen und die Innenstadt von Süden her zu nehmen. Das Btl. fand die Brücken 189 und 190 sowie 192 und 193 zerstört, das Nordufer vom Gegner besetzt. Nun entschloß sich der Btl.-Führer, die Innenstadt von Osten her zu nehmen und dazu die Brücke 194 zu gewinnen. Um 15:00 Uhr näherten sich die vordersten Teile des Btl. der Brücke auf 50m, als sie in die Luft flog. | ||
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Es entwickelten sich Nahkämpfe in und um die nächsten Häusergruppen und in dem dort sehr unübersichtlichen Fabrikgelände. Der Div.Kdr. war in Sorge um das I.Btl., das durch diese Angriffe im Rücken bedroht war. Der Rgts.-Stab machte das I.R.179 in Guki marschbereit, um es zur Entlastung des I.R.217 einzusetzen. Um 12:00 Uhr erhielt er jedoch Meldung, daß die Lage beim I.R.217 so gefestigt sei, daß ein Eingreifen des I.R.179 unnötig sei. Dort war unterdessen das III.Btl., das über die verminte Brücke nicht vorwärts kam, über die südl. davon liegende intakte Eisenbahnbrücke herangezogen. Es vertrieb noch haltende Feindkräfte. Um 12:05 Uhr trafen das Btl. und kurz darauf auch die Sturmgeschütze in der Gegend südl. des Rgts.-Stabes ein und gliederten sich zur Abwehr. Das II./I.R.179 besetzte um 11:40 Uhr den Raum beiderseits der Schlachthäuser.<br/><br/> | Es entwickelten sich Nahkämpfe in und um die nächsten Häusergruppen und in dem dort sehr unübersichtlichen Fabrikgelände. Der Div.Kdr. war in Sorge um das I.Btl., das durch diese Angriffe im Rücken bedroht war. Der Rgts.-Stab machte das I.R.179 in Guki marschbereit, um es zur Entlastung des I.R.217 einzusetzen. Um 12:00 Uhr erhielt er jedoch Meldung, daß die Lage beim I.R.217 so gefestigt sei, daß ein Eingreifen des I.R.179 unnötig sei. Dort war unterdessen das III.Btl., das über die verminte Brücke nicht vorwärts kam, über die südl. davon liegende intakte Eisenbahnbrücke herangezogen. Es vertrieb noch haltende Feindkräfte. Um 12:05 Uhr trafen das Btl. und kurz darauf auch die Sturmgeschütze in der Gegend südl. des Rgts.-Stabes ein und gliederten sich zur Abwehr. Das II./I.R.179 besetzte um 11:40 Uhr den Raum beiderseits der Schlachthäuser.<br/><br/> | ||
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Im Laufe des Nachmittags versuchte der Gegner aus südöstl. Richtung gegen den Südost-Bahnhof anzugreifen, wurde aber mühelos abgewiesen. Unterdessen war auch die II./A.R.157 in der Gegend des Bahnhofes eingetroffen und konnte das I./I.R.217 in der Abwehr des Feindangriffs unterstützen.<br/><br/> | Im Laufe des Nachmittags versuchte der Gegner aus südöstl. Richtung gegen den Südost-Bahnhof anzugreifen, wurde aber mühelos abgewiesen. Unterdessen war auch die II./A.R.157 in der Gegend des Bahnhofes eingetroffen und konnte das I./I.R.217 in der Abwehr des Feindangriffs unterstützen.<br/><br/> | ||
Die Ereignisse beim I.R.199 waren folgende: | Die Ereignisse beim I.R.199 waren folgende: | ||
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In der Stadt selbst waren eine Reihe von großen Gebäuden und Fabriken zerstört und teilweise ausgebrannt, sämtliche Geschäfte geplündert.<br/> | In der Stadt selbst waren eine Reihe von großen Gebäuden und Fabriken zerstört und teilweise ausgebrannt, sämtliche Geschäfte geplündert.<br/> | ||
Am 24.10. abends konnte der Div.Kdr. dem Kommandierenden General melden, daß die Div. ihren Auftrag erfüllt und Charkow genommen habe.<br/><br/> | Am 24.10. abends konnte der Div.Kdr. dem Kommandierenden General melden, daß die Div. ihren Auftrag erfüllt und Charkow genommen habe.<br/><br/> | ||
− | Im Laufe des 25.10. wurden die Innenstadt und | + | Im Laufe des 25.10. wurden die Innenstadt und Stadtteile südl. des Charkiw von versprengten und zurückgebliebenen Rotarmisten gesäubert; das PiBtl. begann mit dem systematischen Ausbau der Minenfelder.<br/> |
− | Während der Einnahme der Stadt hatte die Zivilbevölkerung unsere Truppen größtenteils freundlich begrüßt und unterstützt. Dagegen leisteten Angehörige der roten Arbeiter- | + | Während der Einnahme der Stadt hatte die Zivilbevölkerung unsere Truppen größtenteils freundlich begrüßt und unterstützt. Dagegen leisteten Angehörige der roten Arbeiter-Bataillone Widerstand und beteiligten sich am Kampf.<br/><br/> |
− | Was die Truppe dabei geleistet hat, wird erst völlig erfassbar, wenn man den Ort der Kämpfe, die Stadt mit ihren von der überragenden Innenstadt völlig beherrschten Zugangsstraßen, mit ihren unübersichtlichen Vorstädten und Fabriken kennt | + | Was die Truppe dabei geleistet hat, wird erst völlig erfassbar, wenn man den Ort der Kämpfe, die Stadt mit ihren von der überragenden Innenstadt völlig beherrschten Zugangsstraßen, mit ihren unübersichtlichen Vorstädten und Fabriken kennt. Bedeutsam war die Hinterhältigkeit des Gegners, die besonders im Häuserkampf und Straßenkampf zum Tragen kam. Zudem waren die Gefechtsstärken der Einheiten zusammengeschmolzen und die Bekleidung der Truppe naturgemäß abgenützt und noch nicht auf den Winter abgestellt. Die Einnahme Charkows war die Krönung 14-tägiger Verfolgungskämpfe, bei denen beinahe täglich von schwersten Panzern unterstützte Feindangriffe abgewehrt werden mußten. Die Division litt unter den Unbilden der Witterung: Regen, Frost, unergründlicher Schlamm auf den Wegen. Es kamen ja nur mehr Zugmaschinen und Panjefahrzeuge vorwärts!<br/><br/> |
Bedenkt man das alles, dann empfindet man das Wort „dem deutschen Soldaten ist nichts unmöglich“ als unbedingt richtig.<br/><br/> | Bedenkt man das alles, dann empfindet man das Wort „dem deutschen Soldaten ist nichts unmöglich“ als unbedingt richtig.<br/><br/> | ||
− | Ein russ. Korpsführer, der mit seinen beiden Komp.-Offizieren und den Resten seiner Kp. von uns gefangen genommen wurde, sagte zu einem Rgts-Führer: „Wir haben gekämpft, aber es hat keinen Zweck mehr, | + | Ein russ. Korpsführer, der mit seinen beiden Komp.-Offizieren und den Resten seiner Kp. von uns gefangen genommen wurde, sagte zu einem Rgts-Führer: „Wir haben gekämpft, aber es hat keinen Zweck mehr, Ihr seid die Stärkeren“<br/><br/> |
Die Einnahme Charkows hat der Div. 150 Mann blutige Verluste gekostet. Im Verhältnis zu dem, was erreicht wurde, sind die Verluste tragbar.<br/><br/> | Die Einnahme Charkows hat der Div. 150 Mann blutige Verluste gekostet. Im Verhältnis zu dem, was erreicht wurde, sind die Verluste tragbar.<br/><br/> | ||
Der Kommandierende General richtete nach der Einnahme Charkows an die Div. folgenden Tages-Befehl:<br/><br/> | Der Kommandierende General richtete nach der Einnahme Charkows an die Div. folgenden Tages-Befehl:<br/><br/> |
Aktuelle Version vom 29. November 2011, 05:17 Uhr
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Bericht über die Einnahme von Charkow
Die Wegnahme Charkows war das Ziel des von Poltawa her vorgehenden LV.A.K. Der Kommandierende General befahl am 21.10.1941 der 57.I.D.:
23.10. abends
Um 08:05 Uhr hatten alle Teile des Rgts, geführt von Maj. Schmid (Afghane), den Bahndamm, der von Norden nach Süden hart am Westufer des Lopany vorbeiführt, überschritten. Das III.Btl. stieß auf die Brücke vor, das I.Btl. konnte seine Brücke nicht überschreiten, da diese stark vermint war, zur Sprengung vorbereitet und durch mehrere russ. MGs und 2 Panzer gesichert war. Nach kurzem Suchen fand das Btl. 400m südl. gelegen einen schmalen Steg. Dort gelang es im Schutze des dichten Morgennebels den Radfahrzeugen des Pi.Zg. des Btl. und 7.Kp. hinüber zu bringen. Es mußte in Kauf genommen werden, daß die Sturmgeschütze und andere schwere Waffen zurückblieben. Russ. Inf., die in den umliegenden Häusern lag, sowie auf LKW herangeführte Verstärkungen, kamen zu spät. Auf KFZ herangeführte Sprengkommandos, darunter ein politischer Kommissar, begleitet von seiner Frau, wurden gefangen genommen. Der überrumpelte Gegner wurde mit blutigen Verlusten zurückgeworfen; er versuchte vergeblich, sich an den zahlreichen Barrikaden wieder festzusetzen. Das Btl. blieb ihm an der Klinge. Dagegen vorfühlende russ. Reiterei war so überrascht, daß sie auf wenige Meter an die vordersten Teile des Btl. heranritt, weil sie das Btl. für Russen hielt. Sie wurden gefangen genommen. | |
GeneralKdo LV.A.K. Der Kommandierende General |
K.H.Qu. den 25.10.1941 |
Korpstagesbefehl Nr. 17 | |
Soldaten! Charkow, die drittgrößte Industriestadt Russlands, ist genommen. Ein stolzer Erfolg, den Ihr durch Euere Tapferkeit errungen habt. Seit Poltawa habt Ihr in harten Kämpfen den äußerst zähen und verschlagenen Gegner Schritt für Schritt zurückgedrängt. Ihr habt die Unbilden der Witterung, Regen, Schnee und Frost ertragen, Ihr habt in Schlamm und Moor Euere Fahrzeuge nach vorn gebracht. Ihr habt hart und verbissen unsagbare Strapazen auf Euch genommen, Ihr habt nicht locker gelassen, bis der Gegner restlos zerschlagen war. Soldaten, wir sind stolz auf Euch! Erst die spätere Geschichte wird Euerem Ruhm voll würdigen können. Ihr habt das stolze Bewusstsein, dabei gewesen zu sein.S | |
gez. Vierow Gen. der Infanterie | |
Kurz nach der Einnahme von Charkow vom Div. Kdr. Gen.Lt. Dostler ausgefertigt. Kleinere Kürzungen vorgenommen.
gez. Schmidt Oberst i.G.a.D., damals Ia |