Müller, Vincenz: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Müller, Vincenz''' (* 05.11.1894 Aichach/Bayern - überlebt - verstorben 12.05.1964 in Ost-Berlin)  
''' Vincenz Müller''' (* [[5. November]] [[1894]] in [[Aichach]]/[[damals Oberbayern]]; † [[12. Mai]] [[1961]] in [[Ost-Berlin|Berlin]]) war ein deutscher Offizier und General während der Zeit des [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreiches]], des [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] und der [[DDR]].
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[[Bild:Generalleutnant Vincenz Müller.jpg|thumb|Generalleutnant Vincenz Müller als stellvertretender Verteidigungsminister der DDR]]
[[Bild:Vincenz-Mueller.jpg|thumb|Vincenz Müller im Jahre 1944]]
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==Dienstgrad==
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== Kurzbiografie ==
 
== Kurzbiografie ==
 
Geboren am 5.11.1894 in Aichach (damals Oberbayern) als Sohn eines
 
Geboren am 5.11.1894 in Aichach (damals Oberbayern) als Sohn eines
 
Gerbermeisters. Nach Abitur und Militärdienst seit 1914 Leutnant und Berufssoldat. Im Ersten Weltkrieg war Müller an der Westfront eingesetzt. Zeitweise beriet und organisierte er in der Türkei das dortige Militär. Aus dieser Zeit stammen auch die türkischen Militärorden. Müller wurde damals allgemein als sehr fähiger Offizier klassifiziert. In den Jahren 1916/17 absolvierte er eine Generalstabsausbildung. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er bis 1931 in der politischen Abteilung des Reichswehrministeriums. Hier saß er im Vorzimmer des Generals Kurt von Schleicher.  
 
Gerbermeisters. Nach Abitur und Militärdienst seit 1914 Leutnant und Berufssoldat. Im Ersten Weltkrieg war Müller an der Westfront eingesetzt. Zeitweise beriet und organisierte er in der Türkei das dortige Militär. Aus dieser Zeit stammen auch die türkischen Militärorden. Müller wurde damals allgemein als sehr fähiger Offizier klassifiziert. In den Jahren 1916/17 absolvierte er eine Generalstabsausbildung. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er bis 1931 in der politischen Abteilung des Reichswehrministeriums. Hier saß er im Vorzimmer des Generals Kurt von Schleicher.  
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Seine Laufbahn in der Wehrmacht endete mit der  Zerschlagung der
 
Seine Laufbahn in der Wehrmacht endete mit der  Zerschlagung der
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Wehrmacht wandten, Hitler den Gehorsam zu verweigern und den Krieg zu beenden. Im
 
Wehrmacht wandten, Hitler den Gehorsam zu verweigern und den Krieg zu beenden. Im
 
September 1948 Rückkehr nach Deutschland-Ost. Dort Mitglied der "Blockpartei" NDPD und zeitweise Abgeordneter der DDR-Volkskammer.
 
September 1948 Rückkehr nach Deutschland-Ost. Dort Mitglied der "Blockpartei" NDPD und zeitweise Abgeordneter der DDR-Volkskammer.
Müller war maßgeblich am Aufbau der kasernierten Volkspolizei und danach als Generalleutnant in der NVA tätig.
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Müller war maßgeblich am Aufbau der kasernierten Volkspolizei beteiligt und danach als Generalleutnant in der NVA tätig.
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Zweifellos war es wohl so, dass Müller, ähnlich wie Paulus, sich den neuen Herren in Mitteldeutschland anbiederte, ohne mit ihnen zu harmonieren. Manches spricht dafür, dass er sich im Laufe der fünfziger Jahre tendenziell von der SED abwandte und versuchte, eine eigenständige Rolle auszuüben. Spätestens seit Mitte der fünfziger Jahre entstanden heftige Streitigkeiten zwischen Müller und den SED-Generälen. Stabschef Müller widersetzte sich einer totalen Sowjetisierung des DDR-Militärs. Disziplinarvorschriften, Gefechtstaktik, Uniformen und anderes sollte die NVA von der Wehrmacht übernehmen. Müller wollte damit deutsche "Besonderheiten" anerkennen. Auch die Stasi wies darauf hin, dass Müller Vorschriften der Wehrmacht bevorzuge und die der "Freunde" – also der sowjetischen Armee – nicht akzeptiere.  
 
Zweifellos war es wohl so, dass Müller, ähnlich wie Paulus, sich den neuen Herren in Mitteldeutschland anbiederte, ohne mit ihnen zu harmonieren. Manches spricht dafür, dass er sich im Laufe der fünfziger Jahre tendenziell von der SED abwandte und versuchte, eine eigenständige Rolle auszuüben. Spätestens seit Mitte der fünfziger Jahre entstanden heftige Streitigkeiten zwischen Müller und den SED-Generälen. Stabschef Müller widersetzte sich einer totalen Sowjetisierung des DDR-Militärs. Disziplinarvorschriften, Gefechtstaktik, Uniformen und anderes sollte die NVA von der Wehrmacht übernehmen. Müller wollte damit deutsche "Besonderheiten" anerkennen. Auch die Stasi wies darauf hin, dass Müller Vorschriften der Wehrmacht bevorzuge und die der "Freunde" – also der sowjetischen Armee – nicht akzeptiere.  
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Die SED-Führung musste erkennen, dass Müller gegen die Allmacht der sowjetischen Besatzer opponierte. 1952 äußerte er gegenüber dem Chefinspekteur der Volkspolizei, Gronau: "Die Russen (er spricht nie von der Sowjetunion) müssen doch endlich einmal verstehen, dass sie als Besatzungsmacht in einem fremden Land sind, wo andere Bedingungen herrschen als in ihrem eigenen."
 
Die SED-Führung musste erkennen, dass Müller gegen die Allmacht der sowjetischen Besatzer opponierte. 1952 äußerte er gegenüber dem Chefinspekteur der Volkspolizei, Gronau: "Die Russen (er spricht nie von der Sowjetunion) müssen doch endlich einmal verstehen, dass sie als Besatzungsmacht in einem fremden Land sind, wo andere Bedingungen herrschen als in ihrem eigenen."
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Empört nahm die Stasi 1956 das Müllersche Anliegen zur Kenntnis, der NVA eine relative Autonomie zu verschaffen. Nach Müllers Plan sollte sich das DDR-Verteidigungsministerium nur um Ausbildungs- und Gefechtsfragen kümmern und alles andere dem Stab der NVA überlassen.
 
Empört nahm die Stasi 1956 das Müllersche Anliegen zur Kenntnis, der NVA eine relative Autonomie zu verschaffen. Nach Müllers Plan sollte sich das DDR-Verteidigungsministerium nur um Ausbildungs- und Gefechtsfragen kümmern und alles andere dem Stab der NVA überlassen.
  
Viele SED-Offiziere misstrauten ihrem eigenen Stabschef. Die Stasi bat Ulbricht 1955, Müller aus dem Dienst zu entfernen. Vorerst blieb man jedoch auf dessen fachliche Kompetenz angewiesen. Müller selbst erkannte, daß die SED ihn argwöhnisch beobachtete. Auf Schritt und Tritt observierten ihn Stasi-Spitzel.  
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Viele SED-Offiziere misstrauten ihrem eigenen Stabschef. Die Stasi bat Ulbricht 1955, Müller aus dem Dienst zu entfernen. Vorerst blieb man jedoch auf dessen fachliche Kompetenz angewiesen. Müller selbst erkannte, dass die SED ihn argwöhnisch beobachtete; auf Schritt und Tritt observierten ihn Stasi-Spitzel.  
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1955 und 1956 konferierte er mit Bundesfinanzminister Fritz Schäffer in Berlin-Schmöckwitz über die deutsche Wiedervereinigung. Die Besuche Schäffers in der DDR wurde von der Bundesrepublik geheim gehalten. Adenauer wusste von diesen
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1955 und 1956 konferierte er mit Bundesfinanzminister Fritz Schäffer in Berlin-Schmöckwitz über die deutsche Wiedervereinigung. Die Besuche Schäffers in der DDR wurden von der Bundesrepublik geheim gehalten. Adenauer wusste von diesen
 
Treffen, riet Schäffer zwar ab nach Ostberlin zu fahren, akzeptierte aber die Geheimtreffen. Diese Geheimtreffen brachten  
 
Treffen, riet Schäffer zwar ab nach Ostberlin zu fahren, akzeptierte aber die Geheimtreffen. Diese Geheimtreffen brachten  
 
für die Bundesrepublik rein gar nichts. Weitere gesamtdeutsche Treffen lehnte Adenauer kategorisch ab.
 
für die Bundesrepublik rein gar nichts. Weitere gesamtdeutsche Treffen lehnte Adenauer kategorisch ab.
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Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie Markus Wolf (ehemaliger Geheimdienstchef der DDR) die damaligen Treffen von Schäffer und Müller einordnete:
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"Schäffer wollte nur mit Vertretern der Sowjetunion und der DDR über seine Konföderationspläne sprechen. Der vorgeschobene Anlass für Schäffers Ausflug in den Osten war ein Besuch bei General Vincenz Müller, mit dessen Familie der Vizekanzler befreundet war."
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Vincenz Müller nahm auch Kontakte zu ehemaligen Offizierskollegen in der Bundesrepublik auf.  
 
Vincenz Müller nahm auch Kontakte zu ehemaligen Offizierskollegen in der Bundesrepublik auf.  
 
Sein Ziel war es wohl, die beiden deutschen Staaten auf "Annäherungskurs" zu bringen. In gewisser Weise war
 
Sein Ziel war es wohl, die beiden deutschen Staaten auf "Annäherungskurs" zu bringen. In gewisser Weise war
 
sein Vorgehen realitätsfremd. Auch war es Müller nicht
 
sein Vorgehen realitätsfremd. Auch war es Müller nicht
möglich, in der DDR seinen Nimbus als "Nazi-General" zu "begraben".  
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möglich, in der DDR seinen Nimbus als "Nazi-General" zu "begraben".
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So nahm Vincenz Müller im Jahre 1958 frustriert und psychisch und physisch angeschlagen seinen Abschied. Im Jahre 1961 starb
 
So nahm Vincenz Müller im Jahre 1958 frustriert und psychisch und physisch angeschlagen seinen Abschied. Im Jahre 1961 starb
 
er dann nach einem Sturz vom Balkon seines Hauses.
 
er dann nach einem Sturz vom Balkon seines Hauses.
  
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Anlässlich des Todes von Vincenz Müller erschien im SPIEGEL ein ausführlicher Artikel, der auch heute noch lesenswert ist.
== militärische Einheiten ==
 
* Kdr. 57.Inf.Div
 
== Auszeichnungen ==
 
 
 
 
 
  
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Siehe hierzu:
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http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43364189.html
  
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== Militärische Einheiten ==
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Kommandeur [http://www.57id.de/ 57.Infanterie-Division] 01.09.1943 - 19.09.1943
  
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== Auszeichnungen ==
 
* Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse  
 
* Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse  
 
* Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz  
 
* Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz  
 
* Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern  
 
* Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern  
 
* ''Mecidiye-Orden V. Klasse mit Säbeln'' (türkischer Orden)
 
* ''Mecidiye-Orden V. Klasse mit Säbeln'' (türkischer Orden)
* ''Silberne Liakat-Medaille mit Säbeln''  
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* ''Silberne Liakat-Medaille mit Säbeln'' (türkischer Orden)
* ''Eiserner Halbmond  
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* ''Eiserner Halbmond'' (türkischer Orden)
 
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* Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
 
* Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
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* Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Gold  
 
* Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Gold  
[http://de.wikipedia.org/wiki/Vincenz_M%C3%BCller Wikipedia - Vincenz Müller]
 
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[[Der Aufruf der 17 Generäle]]
 
[[Der Aufruf der 17 Generäle]]
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== Der Aufruf der 17 Generäle ==
 
Am 22.Juli 1944 unterzeichneten 17 von den Sowjets gefangene Generäle, der kurz vorher zerschlagenen Heeresgruppe Mitte, einen Aufruf, in dem sie die deutschen Truppen zur Einstellung des aussichtslosen Kampfes und zum Sturz Hitlers aufforderten. Veröffentlicht wurde dieser Aufruf am 27.Juli 1944. Treibende Kraft dieser Aktion war wohl GL Vincenz Müller. Desweiteren handelte es sich um folgende Armeekorps- und Divisionskommandeure: GdI Paul Völckers (RK), GdI Friedrich Gollwitzer (RK), GL Kurt-Jürgen Freiherr von Lützow (Eichenlaub zum RK), GL Hans Traut (Eichenlaub zum RK), GL Arthur Schmidt (RK), GL Rudolf Bamler, GL Adolf Hamann, GM Gottfried von Erdmannsdorff (RK), GM Gustav Gihr, GM Günther Klammt, GM Claus Müller-Bülow, GM Herbert Michaelis (RK), GM Friedrich-Karl von Steinkeller (RK), GM Adolf Trowitz und zwei weitere, deren Namen nicht zu ermitteln waren.
 
 
Geschah dies aus Überzeugung oder nur unter Drohungen bzw. gezielter Beeinflussung der Sowjets? Man wird wohl davon auszugehen haben, dass die genannten Offiziere, die in der
 
sowjetischen Gefangenschaft, auch Dinge erfuhren, die ihnen zuvor so nicht bekannt waren (Vernichtungslager u. ä.), und unter dem Eindruck des Attentats auf Hitler überwiegend aus Überzeugung handelten. Jeder vernünftige Offizier musste damals erkennen, dass dieser Krieg für Deutschland längst verloren
 
und eine weitere Kriegsführung eigentlich sinnlos war. Nach alledem kann man das Verhalten dieser 17 Generäle genauso wenig negativ
 
bewerten, wie das Handeln der am Aufstand des 20.7.1944 beteiligten Offiziere der Wehrmacht!
 
 
Mut bewiesen sie allemal diese Generäle, als sie dieses Manifest unterzeichneten. Sie mussten damit rechnen, dass ihre engsten Angehörigen vom NS-Staat in Sippenhaft genommen werden. Und eben dies geschah in den allermeisten Fällen; die Angehörigen der
 
betroffenen Generäle saßen dann bis Kriegsende in besonderen Lagern als Gefangene. Ausnahmen von der Sippenhaft gab es nur dann,
 
wenn sich die Ehefrau des jeweiligen Generals scheiden ließ. Nach dem heutigen Erkenntnisstand waren die Unterzeichner des Aufrufs
 
keine "umgewandelten" Kommunisten - selbst Vincenz Müller wurde nie SED-Mitglied in der DDR. Vincenz Müller besuchte jedoch während
 
seiner Gefangenschaft einen sog. Antifa-Lehrgang. Seine militärische Tätigkeit in der späteren DDR war dadurch geprägt, dass er
 
ständig von der Stasi bespitzelt wurde und allgemein als Nazi-General eingestuft wurde. Diese Dinge führten dann dazu, dass Müller
 
1958 seinen Abschied bei der NVA beantragte und psychisch und physisch angeschlagen Ruheständler wurde.
 
 
Besondere Vorteile erwuchsen den Generälen seitens der Sowjets jedenfalls nicht.
 
Einige der angeführten Offiziere (v.Erdmannsdorff, Hamann) wurden von den Sowjets hingerichtet, die anderen blieben bis in die Mitte der 50-iger Jahre Kriegsgefangene (Völckers und Müller-Büllow sind dort gestorben). Vincenz Müller starb 1961 nach einem Sturz vom
 
Balkon seines Hauses.
 
  
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== Quellen ==
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* [http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/biografien-der-zeitgeschichte-f59037/ Biografien der Zeitgeschichte]
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Vincenz_M%C3%BCller/ Vincenz Müller - Wikipedia]
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* [http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/ Lexikon der Wehrmacht]
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* Peter J. Lapp: General bei Hitler und Ulbricht. Vincenz Müller – Eine deutsche Karriere. Christoph Links, Berlin 2003, ISBN 3861532867

Aktuelle Version vom 26. Januar 2015, 17:03 Uhr

Müller, Vincenz (* 05.11.1894 Aichach/Bayern - überlebt - verstorben 12.05.1964 in Ost-Berlin)

Generalleutnant Vincenz Müller als stellvertretender Verteidigungsminister der DDR

Dienstgrad

Generalleutnant

Kurzbiografie

Geboren am 5.11.1894 in Aichach (damals Oberbayern) als Sohn eines Gerbermeisters. Nach Abitur und Militärdienst seit 1914 Leutnant und Berufssoldat. Im Ersten Weltkrieg war Müller an der Westfront eingesetzt. Zeitweise beriet und organisierte er in der Türkei das dortige Militär. Aus dieser Zeit stammen auch die türkischen Militärorden. Müller wurde damals allgemein als sehr fähiger Offizier klassifiziert. In den Jahren 1916/17 absolvierte er eine Generalstabsausbildung. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er bis 1931 in der politischen Abteilung des Reichswehrministeriums. Hier saß er im Vorzimmer des Generals Kurt von Schleicher.


Seine Laufbahn in der Wehrmacht endete mit der Zerschlagung der deutschen Mittelfront im August 1944. Er war zuletzt als Generalleutnant Kommandeur eines Armeekorps und stellv. Befehlshaber der 4. deutschen Armee als er sich der Roten Armee gefangen gab und in einem Flugblatt einen letzten Befehl an die von ihm vorher geführten Truppen richtete, den aussichtslosen Kampf einzustellen. In der Kriegsgefangenschaft besuchte er einen Antifa-Lehrgang und bekannte sich zum Nationalkomitee »Freies Deutschland« und wurde zum Initiator des Aufrufes der 17 deutschen Generäle der Mittelfront, die sich am 27. Juli 1944 an die Soldaten der Wehrmacht wandten, Hitler den Gehorsam zu verweigern und den Krieg zu beenden. Im September 1948 Rückkehr nach Deutschland-Ost. Dort Mitglied der "Blockpartei" NDPD und zeitweise Abgeordneter der DDR-Volkskammer. Müller war maßgeblich am Aufbau der kasernierten Volkspolizei beteiligt und danach als Generalleutnant in der NVA tätig.


Zweifellos war es wohl so, dass Müller, ähnlich wie Paulus, sich den neuen Herren in Mitteldeutschland anbiederte, ohne mit ihnen zu harmonieren. Manches spricht dafür, dass er sich im Laufe der fünfziger Jahre tendenziell von der SED abwandte und versuchte, eine eigenständige Rolle auszuüben. Spätestens seit Mitte der fünfziger Jahre entstanden heftige Streitigkeiten zwischen Müller und den SED-Generälen. Stabschef Müller widersetzte sich einer totalen Sowjetisierung des DDR-Militärs. Disziplinarvorschriften, Gefechtstaktik, Uniformen und anderes sollte die NVA von der Wehrmacht übernehmen. Müller wollte damit deutsche "Besonderheiten" anerkennen. Auch die Stasi wies darauf hin, dass Müller Vorschriften der Wehrmacht bevorzuge und die der "Freunde" – also der sowjetischen Armee – nicht akzeptiere.


Die SED-Führung musste erkennen, dass Müller gegen die Allmacht der sowjetischen Besatzer opponierte. 1952 äußerte er gegenüber dem Chefinspekteur der Volkspolizei, Gronau: "Die Russen (er spricht nie von der Sowjetunion) müssen doch endlich einmal verstehen, dass sie als Besatzungsmacht in einem fremden Land sind, wo andere Bedingungen herrschen als in ihrem eigenen."


Empört nahm die Stasi 1956 das Müllersche Anliegen zur Kenntnis, der NVA eine relative Autonomie zu verschaffen. Nach Müllers Plan sollte sich das DDR-Verteidigungsministerium nur um Ausbildungs- und Gefechtsfragen kümmern und alles andere dem Stab der NVA überlassen.


Viele SED-Offiziere misstrauten ihrem eigenen Stabschef. Die Stasi bat Ulbricht 1955, Müller aus dem Dienst zu entfernen. Vorerst blieb man jedoch auf dessen fachliche Kompetenz angewiesen. Müller selbst erkannte, dass die SED ihn argwöhnisch beobachtete; auf Schritt und Tritt observierten ihn Stasi-Spitzel.


1955 und 1956 konferierte er mit Bundesfinanzminister Fritz Schäffer in Berlin-Schmöckwitz über die deutsche Wiedervereinigung. Die Besuche Schäffers in der DDR wurden von der Bundesrepublik geheim gehalten. Adenauer wusste von diesen Treffen, riet Schäffer zwar ab nach Ostberlin zu fahren, akzeptierte aber die Geheimtreffen. Diese Geheimtreffen brachten für die Bundesrepublik rein gar nichts. Weitere gesamtdeutsche Treffen lehnte Adenauer kategorisch ab.


Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie Markus Wolf (ehemaliger Geheimdienstchef der DDR) die damaligen Treffen von Schäffer und Müller einordnete: "Schäffer wollte nur mit Vertretern der Sowjetunion und der DDR über seine Konföderationspläne sprechen. Der vorgeschobene Anlass für Schäffers Ausflug in den Osten war ein Besuch bei General Vincenz Müller, mit dessen Familie der Vizekanzler befreundet war."


Vincenz Müller nahm auch Kontakte zu ehemaligen Offizierskollegen in der Bundesrepublik auf. Sein Ziel war es wohl, die beiden deutschen Staaten auf "Annäherungskurs" zu bringen. In gewisser Weise war sein Vorgehen realitätsfremd. Auch war es Müller nicht möglich, in der DDR seinen Nimbus als "Nazi-General" zu "begraben".


So nahm Vincenz Müller im Jahre 1958 frustriert und psychisch und physisch angeschlagen seinen Abschied. Im Jahre 1961 starb er dann nach einem Sturz vom Balkon seines Hauses.

Anlässlich des Todes von Vincenz Müller erschien im SPIEGEL ein ausführlicher Artikel, der auch heute noch lesenswert ist.

Siehe hierzu: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43364189.html

Militärische Einheiten

Kommandeur 57.Infanterie-Division 01.09.1943 - 19.09.1943

Auszeichnungen

  • Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
  • Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
  • Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern
  • Mecidiye-Orden V. Klasse mit Säbeln (türkischer Orden)
  • Silberne Liakat-Medaille mit Säbeln (türkischer Orden)
  • Eiserner Halbmond (türkischer Orden)

  • Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
  • Deutsches Kreuz in Gold am 26. Januar 1942
  • Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 7. April 1944
  • Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Gold


Der Aufruf der 17 Generäle

Quellen