Hilfswillige: Unterschied zwischen den Versionen

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Die kämpfende Truppe der Wehrmacht pflegte regelmäßig keine besonderen Kontakte zu der im Kampfgebiet verbliebenen Zivilbevölkerung. Man sah auch
 
Die kämpfende Truppe der Wehrmacht pflegte regelmäßig keine besonderen Kontakte zu der im Kampfgebiet verbliebenen Zivilbevölkerung. Man sah auch
 
vom Grundsatz her davon ab, sich in Häusern aufzuhalten, in denen sich noch Zivilbevölkerung befand. Die Angst vor Sprengfallen und vor nächtlichen Überfällen
 
vom Grundsatz her davon ab, sich in Häusern aufzuhalten, in denen sich noch Zivilbevölkerung befand. Die Angst vor Sprengfallen und vor nächtlichen Überfällen
durch Partisanen war wohl der Grund. Auch misstraute man der Zivilbevölkerung wegen deren Kontakte zu den russ. Partisanenverbände.  
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durch Partisanen war wohl der Grund. Auch misstraute man der Zivilbevölkerung wegen deren Kontakte zu den russ. Partisanenverbänden.  
  
 
Ganz anders war das Verhältnis der deutschen Soldaten zu den Hiwis. Beide saßen im selben Boot und galten als Feinde der Sowjetunion. Deshalb entwickelte
 
Ganz anders war das Verhältnis der deutschen Soldaten zu den Hiwis. Beide saßen im selben Boot und galten als Feinde der Sowjetunion. Deshalb entwickelte
sich an der Front schnell ein gutes Vertrauensverhältnis. Man behandelte die Hiwis fast so als wären es die Kameraden von der Wehrmacht.
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sich an der Front schnell ein gutes Vertrauensverhältnis. Man behandelte die Hiwis fast so, als wären es die Kameraden von der Wehrmacht.
Etwa ab 1942 wurden Hiwis gezielt zu Schanzarbeiten zum Munitionstransport und zum Rücktransport von Verwundeten zu den Hauptverbandsplätze eingesetzt.
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Etwa ab 1942 wurden Hiwis gezielt zu Schanzarbeiten, zum Munitionstransport und zum Transport von Verwundeten eingesetzt.
 
So manche MG-Kompanie der 57. Inf. Div. war sicherlich heilfroh über ihre Hiwis, die tagaus tagein mit dem Schleppen der Munitionskisten beschäftigt waren.
 
So manche MG-Kompanie der 57. Inf. Div. war sicherlich heilfroh über ihre Hiwis, die tagaus tagein mit dem Schleppen der Munitionskisten beschäftigt waren.
 
Und mancher verwundete Soldat verdankte sein weiteres Leben einem Hiwi, der ihn aus der Kampfzone zum Hauptverbandsplatz brachte.
 
Und mancher verwundete Soldat verdankte sein weiteres Leben einem Hiwi, der ihn aus der Kampfzone zum Hauptverbandsplatz brachte.
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Etwa 800.000 bis 1 Million Bewohner der Sowjetunion, auch aus der Zivilbevölkerung, dienten in Verbänden der Wehrmacht, ca. 200.000 waren innerhalb des Polizeidienstes tätig. Weitere Hunderttausende sowjetische Bürger arbeiteten für die Besatzungsmacht, in deutschen Verwaltungsstellen, Wirtschaftsbetrieben, als LKW-Fahrer und Transportarbeiter in der Legion Speer oder innerhalb der Reichsbahn. Unter den Bedingungen eines „Vernichtungskrieges“ ist es dabei schwierig, zwischen tatsächlich vorhandener, rein freiwilliger, Kollaborationsbereitschaft und einer quasi Zwangsarbeit zu differenzieren. In der Praxis dürften unterschiedlichste Beweggründe eine Rolle gespielt haben, vor allem der Wunsch nach besseren Überlebenschancen und Lebensbedingungen.
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Während sowjetische Bürger zunächst nur unbewaffnete Hilfsdienste für die deutsche Besatzungsmacht leisteten, führte der aus Sicht der Wehrmachtsführung ungünstige Kriegsverlauf dazu, diese auch immer mehr in die Besatzungseinheiten der Wehrmacht einzugliedern, bis hin zur aktiven Teilnahme an der Vernichtung der Juden und der Bekämpfung von Partisanen beziehungsweise dessen, was die deutsche Heeresleitung darunter verstand. 1943 wurden aus „Freiwilligen“ die Ostlegionen gebildet. Doch erst 1944 war die Verzweiflung auf deutscher Seite so groß, dass man den vereinzelt tatsächlich vorhandenen Widerstandswillen gegen die stalinistisch-kommunistische Regierung in Moskau in einer Russischen Befreiungsarmee (ROA, Wlassow-Armee) bündelte.
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Da ihnen bei Gefangennahme durch die Rote Armee sofortige Erschießung drohte, schlossen sich die meisten Hilfswilligen im Osten 1944/45 dem deutschen Rückzug an und bildeten einen Teil der Displaced Persons.

Aktuelle Version vom 22. Dezember 2012, 10:10 Uhr

Hilfswillige (Hiwis)

Auszeichnung eines Hilfswilligen

Die Hilfswilligen in der Wehrmacht

Die Hiwis waren überwiegend Rotarmisten, die in deutsche Gefangenschaft gerieten und sich als Hilfswillige meldeten. Die Gründe solcher Meldungen waren wohl verschieden. Hauptsächlich wollten diese sowj. Soldaten nicht die nächsten Jahre in den dt. Gefangenenlagern verbringen. Ein kleiner Prozentsatz der Hiwis tat diesen Schritt wegen der Gegnerschaft zum Bolschewismus.

Die kämpfende Truppe der Wehrmacht pflegte regelmäßig keine besonderen Kontakte zu der im Kampfgebiet verbliebenen Zivilbevölkerung. Man sah auch vom Grundsatz her davon ab, sich in Häusern aufzuhalten, in denen sich noch Zivilbevölkerung befand. Die Angst vor Sprengfallen und vor nächtlichen Überfällen durch Partisanen war wohl der Grund. Auch misstraute man der Zivilbevölkerung wegen deren Kontakte zu den russ. Partisanenverbänden.

Ganz anders war das Verhältnis der deutschen Soldaten zu den Hiwis. Beide saßen im selben Boot und galten als Feinde der Sowjetunion. Deshalb entwickelte sich an der Front schnell ein gutes Vertrauensverhältnis. Man behandelte die Hiwis fast so, als wären es die Kameraden von der Wehrmacht. Etwa ab 1942 wurden Hiwis gezielt zu Schanzarbeiten, zum Munitionstransport und zum Transport von Verwundeten eingesetzt. So manche MG-Kompanie der 57. Inf. Div. war sicherlich heilfroh über ihre Hiwis, die tagaus tagein mit dem Schleppen der Munitionskisten beschäftigt waren. Und mancher verwundete Soldat verdankte sein weiteres Leben einem Hiwi, der ihn aus der Kampfzone zum Hauptverbandsplatz brachte.

Etwa 800.000 bis 1 Million Bewohner der Sowjetunion, auch aus der Zivilbevölkerung, dienten in Verbänden der Wehrmacht, ca. 200.000 waren innerhalb des Polizeidienstes tätig. Weitere Hunderttausende sowjetische Bürger arbeiteten für die Besatzungsmacht, in deutschen Verwaltungsstellen, Wirtschaftsbetrieben, als LKW-Fahrer und Transportarbeiter in der Legion Speer oder innerhalb der Reichsbahn. Unter den Bedingungen eines „Vernichtungskrieges“ ist es dabei schwierig, zwischen tatsächlich vorhandener, rein freiwilliger, Kollaborationsbereitschaft und einer quasi Zwangsarbeit zu differenzieren. In der Praxis dürften unterschiedlichste Beweggründe eine Rolle gespielt haben, vor allem der Wunsch nach besseren Überlebenschancen und Lebensbedingungen.

Während sowjetische Bürger zunächst nur unbewaffnete Hilfsdienste für die deutsche Besatzungsmacht leisteten, führte der aus Sicht der Wehrmachtsführung ungünstige Kriegsverlauf dazu, diese auch immer mehr in die Besatzungseinheiten der Wehrmacht einzugliedern, bis hin zur aktiven Teilnahme an der Vernichtung der Juden und der Bekämpfung von Partisanen beziehungsweise dessen, was die deutsche Heeresleitung darunter verstand. 1943 wurden aus „Freiwilligen“ die Ostlegionen gebildet. Doch erst 1944 war die Verzweiflung auf deutscher Seite so groß, dass man den vereinzelt tatsächlich vorhandenen Widerstandswillen gegen die stalinistisch-kommunistische Regierung in Moskau in einer Russischen Befreiungsarmee (ROA, Wlassow-Armee) bündelte.

Da ihnen bei Gefangennahme durch die Rote Armee sofortige Erschießung drohte, schlossen sich die meisten Hilfswilligen im Osten 1944/45 dem deutschen Rückzug an und bildeten einen Teil der Displaced Persons.