Ein Bericht von Gen.Maj. Trowitz - Die Lage im Kessel von Tscherkassy

Aus 57.Infanterie-Division
Version vom 15. Oktober 2008, 20:01 Uhr von >Muesliman
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Ein Bericht von Gen.Lt.Trowitz im Kessel von Tscherkassy



Aus den persönlichen Aufzeichungen von Gen.Lt. Trowitz


Mit freundlicher Unterstützung der Schwiegertochter Dagmar Trowitz

Kurze Skizze der Kämpfe der 57.I.D. Im Kessel von Tscherkassy im Verbande des XI.A.K.

Am Abend des 28.1.1944 erhielt die Div. Befehl, ihre Stellungen am Irdynsumpf (Ирдынь) M-36-088 Sumpf aufzugeben und schnellstens zur 389.I.D., der bereits das I.R.164 am 26. zugeführt worden war , zu marschieren. Am 29. gegen 4 Uhr traf der Div.Kdr. In Ssam-Gorodok beim Kdr. Der 389.I.D.ein, konnte aber nicht eingewiesen werden, da die Lage vollkommen ungeklärt war. Er erfuhr aber, daß die Russen bereits mit starken Kräften Spola (Шпола) M-36-099 erreicht hätten (Diesen Ort hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einige Einheiten der rückwärtigen Dienste der Div. durchschritten und blieben so außerhalb des Kessels). Um sich einen Einblick in die Lage an der Front zu verschaffen, fuhr der Div.Kdr. An die Front, zuerst auf den rechten Flügel zum I.R.164. Er fand es ungefähr in dem angegebenen Raum bei Pastorskoje (Пастырское) M-36-112 (Karte Blatt Nr.W.49 Rirowgrad) mit Front nach Süden und Osten. Die Stellungen der Regimenter der 389.I.D. befanden sich bereits viel weiter westl. und wiesen grosse Lücken auf. Daraufhin wurde I.R.164 in eine Stellung am Südostrand der Waldstrasse nordwestl. Pastorskoje zurückgenommen.

Als der Div.Kdr. zum Gef.St. der 389.I.D. zurückkehrte, war dort der kommandierende Gneral eingetroffen. Nach Meldung über die Lage an der Front erhielt der Chef d. Stabes den Befehl, vorbereitende Befehle für einen Durchbruch des Korps nach Süden, Richtung Lebedin (Лебедин) M-36-057 auszuarbeiten. Der kommandierende General fuhr zur 72.I.D., um sich über die dortige Lage zu unterrichten. Kdr. 57.I.D. wies die jetzt eintreffenden Teile der 57.I.D. im Gelände in ihre Stellungen ein. Als der Kdr. 57.I.D. zum Gef.St. zurückkehrt war, kam auch der kommandierende General von der 72.I.D. zurück und ließ den Gedanken des Durchbruchs nach Süden fallen. Die 72.I.D. war in schwerde Kämpfe verwickelt und durfte nicht im Stich gelassen werden, außerdem waren Meldungen eingetroffen, daß der Russe die Einbruchstelle nach Süden beim XXXXVII.Pz.K. stark verbreitert hätte. So schien die Aussicht eines Gelingens des Durchbruches sehr gering.

Stärkere Angriffe des Russen am 29. und 30.1. wurden abgewiesen. Im Verlauf der Rückwärtsbewegungen zur Verengung des Kessels, in dem sich ausser dem Xi.A.K. Auch das XXXXII.A.K. Befand, um die Gefahr des Einbruchs und der Aufspaltung zu verhindern, wurde die Div. am 30. abends an den Südrand von Matusov (Матусов) M-36-099, am 2.2. in Stellungen südl. von Burty (Бурты) M-36-099 zurückgenommen. Schon jetzt stellte sich heraus, Daß das Gelände, das sehr aufgeweicht, dann wieder leicht gefroren war, zwar große Anstrengungen von der Truppe erforderte, aber auch den Vorteilbrachte, daß die Rußen sehr wenig von dem Einsatz ihrer Panzer und vor Allem der Ert. Gebrauch machen konnten. Dieser Zusatnd hielt bei der Division bis zum Durchbruch an. Bei normalen Bodenverhältnissen , die dem Russen ermöglicht hätten, von ihren weit überlegenen Mengen an Panzern und Artillerie Gebrauch zu machen, wäre von den beiden eingeschlossenen Korps nicht mehr viel übrig geblieben. In der Nacht zum 5.2. war der Russe beim rechten Nachbar der 57.I.D., der 389.I.D. durchgebrochen und stiess entlang der Eisenbahn von Westen auf Burti vor. Oberst König, Kdr. I.R.199 griff mit einigen Gruppen den Feind an und warf ihn in seine Ausgangsstellungen zurück. Am 7. wurde die Div. in den Raum Petrowpalowka zurückgenommenen und musste hier sehr starke Angriffe von Süden und Westen abwehren. Immer wieder griff der Russe mit neu herangeführten Kräften an. Alle Angriffe wurden abgeschlagen.

In der Nacht 11./12.1. wurde die Front der Div. in den Raum: Nordrand Waljawa – Nordrand Nabokoff – ostw. Sawadowka – ostw. Tscherepin mit Front nach Süden und Osten zurückgenommen. Die Reste der 389.I.D. wurden der 57.I.D. unterstellt. Am 12. griff der Feind ununterbrochen bei Waljawa mit starken Kräften an. Diese Angriffe wurden mehrmals nur durch das persönliche Eingreifen des Kdr. I.R.199 abgewehrt. Für seine hervorragenden Leistungen und seine tollküne Einsatzbereitschaft erhielt Oberst König die Schwerter zum Ritterkreuz.

Nachdem am 13./14. die Nachschubbasis Korssun aufgelöst und derFlugplatz vernichtet worden war, wurde die Div. mit einer zwischenstellung am 15. ostw. Turkenzy-Dazki in der Nacht zum 16. in eine Stellung ost. Schanderowka zurückgenommen. In einem weiten Kreis lagen nun die Truppen beider Korps um Schanderowka. Im Süden SS Div. Wiking, nach Osten anschliessend die 57.I.D., anschliessend nach Nordosten und Norden die 88.I.D., anschliessend nach Nordwesten Korps-Abt.B, anschliessend nach Westen die 72.I.D. mit Anschluss an SS Wiking.

Die Strapazen, die alle Truppenteile während dieser Kämpfe im Kessel, also vom 29.1. bis zum 16.2. ausgehalten hatten, waren unvorstellbar. Kaum Schlaf, dauernd Kämpfe, unwegsamer Boden, geringer Mun.-Nachschub, nachts oft Fliegerangriffe und vieles andere mehr hatten äussersten Einsatz jedes Einzelnen verlangt. Aber für viele sollte das Schwerste erst noch kommen.

Am Vormittag des 16.2. erhielt die Div. den Korpsbefehl für den Ausbruch aus dem Kessel. Am 16.2., 23 Uhr, sollten die Korpsabtlg. B., die 72.I.D. und die SS Div. Wiking mit blanker Waffe in südwestl. Richtung, Richtung Lissijanka, den Ausbruch erzwingen. Die nachhut, 57. und 88.I.D., sollten nach geglücktem Durchbruch, aber erst auf fernmündlichen befehl des Gen.Kdos., der gegen 5 Uhr zu erwarten sei, sich vom Feinde lösen und nachfolgen. Alle Fahrzeuge,Geschütze, Waffen, Akten, jeder persönliche Besitz usw. mussten vernichtet, verbrannt oder gesprengt werden. So wurden alle Wege und Strassen in und um Schanderowka durch unbewegliche Fahrzeuge gesperrt.

Veruche, doch noch irgend welche Fehrzeuge mitzunehmen, scheiterten später beim Durchbruch.

Die Grosse Pause zwischen dem ersten Ausbruch um 23 Uhr und dem angekündigten Absetzen der Nachhut gegen 5 Uhr, erwies sich als zu gross und daher sehr verhängnisvoll für die Nachhut, zumal der Befehl bis 6 Uhr nicht eintraf und beide Dif'visionen dadurch viel zu lange befehlsgemäss in ihren Stellungen ausharrten. So beschlossen die beiden Div. Kommandeure selbständig das Absetzen. Als sich ie Bataillone am Westrand von Schanderowka nochmals sammelten, meldete dem Unterzeichneten ein Btls.Kdr. Seine Kampfstärke mit 3 Offizieren und 11 Unteroffizieren und Mannschaften, darunter 3 Infantristen.

Um diese Zeit waren die ersten Divisionen schon längere Zeit in Lissijanka eingetroffen.

Die Russen hatten diese Zeit natürlich benutzt, um vielleicht einen 3 km. Breiten Angriffsstreifen der ersten Divisionen von beiden Seiten wieder zu verengen. So fiel auch General Stemmermann, als er einenneuen, auf der Karte ausgesuchten Gef.St. aufzusuchen wollte. Die Russen waren vor ihnen da und schossen sie ab. Nach unseren erneuten Antreten wurden die nach Südwesten eilenden Massen von beiden Seiten unter starkes Feuer genommen. Die Bilder, die ich bei dieser Flucht boten, kann man nicht beschreiben. General v. Vormann hat es in seinem Buch Tscherkassy recht gt versucht. Die Wirklichkeit war aber noch viel furchtbarer. Tief erschüttert war der Unterzeichnete, als er in einem Waldstück eine grosse Anzahl von Panjefahrzeugen traf, auf denen die Ärzte der Div. versuchten, ihre Verwundeten und Kranken dem Zugriff der Russen und damit dem sicheren Tode zu entreissen. Tatsächlich sind etwa 250 Verwundete der Div. aus dem kessel herausgebracht und in die Heimat abgeflogen worden.

Durch die Einwirkung der Russen wurden die gebildeten Gruppen zerstreut und neue Gruppen bildeten sich. So befanden sich bei der etwa 50 Mann starken Gruppe des Unterzeichneten Angehörige aller Truppenteile der Div. Dem Panzerbeschuss entzog sich die Gruppe durch Verschwinden in engen Schluchten. Dichte Dornenhecken wurden durchbrochen. Mit Einbruch der Dunkelheit hörte die Feuertätigkeit auf. An stehenden russischen Panzern vorbei ging es mit Marschkompasszahl 23 weiter.

Bei den letzten km erleichterten brennende Gebäude in Lissijanka die marschrichtung. So wurde die Gruppe dadurch bewahrt, nach Osten abzuweichen und den reissenden Gniloi Tikitsch durchschwimmen zu müssen, der hunderte der ermüdeten Soldaten verschluckt hatte.

Während die von Russen besetzten Schützenlöcher überschritten wurden , ohne dass von beiden Seiten ein Schuss fiel, wurden keinerlei deutsche Truppen vor Lissijanka angetroffen. Als der Unterzeichnete mit entsicherter Pistole ein erleuchtetes Haus betrat, fand er dort Angehörig der 72.I.D., die seit 4 Uhr dort schliefen. Gegen 24 Uhr war die Gruppe in Lissijanka eingetroffen. Als sie an dem das Dorf durchfliessenden Gniloi Tikitsch eintraf, fing das Pi.Btl. Der Leibstandarte gerade damit an, einen Steg über den Bach zu bauen.

Nach einigen Stunden Schlaf ging der Abtransport weiter. Gegen 10 Uhr konnte sich der Unterzeichnet fernmündlich beim II.Pz.K. Zurückmelden und hörte zu seiner Überraschung vom Chef des Stabes, dass vor weigen Stunden ein russischer Funkspruch aufgefangen worden sei, dass der verwundete Kommandeur der 57.I.D. gefangen genommen sei. Es kann sich hierbei nur um den Ia der Div. handeln, OTL Heidenreich, der sich gegen 17 Uhr von der Gruppe getrennt hatte. In Russ. Gefangenenlagern ist er nicht aufgetaucht.

Bei seinem Aufenthalt beim Kdr. Der 16.Pz.Div. Hörte der Unterzeichnete zu seiner grossen Verwunderung, dass das III.Pz.K. Beim Durchbruch im Ganzen nur über 2 fahrbare Panzer verfügt hatte.

In den nächsten Wochen wurden die 6 Divisionen zur Neuaufstellung in Lager des Gen. Gouvernement und nach Deutschland verlegt. Die Divisionen bekamen Befehl, bis zum 31.5. wieder einsatzbereit zu sein. Wie diese Frist gänzlich sinnlos nicht eingehalten wurde, siehe den Bericht des Unterzeichneten: „Der etzte Kampf der 57.I.D.“ Vom April 1957