Der Aufruf der 17 Generäle: Unterschied zwischen den Versionen

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Zur Gesamtproblematik NKFD und BDO empfehlen wir das Buch "Odyssee in Rot" von Heinz Gerlach. Der Verfasser war als Kriegsgefangener
 
Zur Gesamtproblematik NKFD und BDO empfehlen wir das Buch "Odyssee in Rot" von Heinz Gerlach. Der Verfasser war als Kriegsgefangener
 
in einem Offizierslager der Sowjetunion und wurde erst 1950 entlassen. Er beschreibt die Aktivitäten von NKFD und BDO unter Namensbenennung
 
in einem Offizierslager der Sowjetunion und wurde erst 1950 entlassen. Er beschreibt die Aktivitäten von NKFD und BDO unter Namensbenennung
vieler höherer Offiziere der Wehrmacht und das Einwirken deutscher Kommunisten (z.B. Walter Ulbricht, Wilhelm Pieck, Johannes R. Becher, Erich Weinert) auf NKFD und BDO.  
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vieler höherer Offiziere der Wehrmacht und das Einwirken deutscher Kommunisten (z.B. Walter Ulbricht, Wilhelm Pieck, Johannes R. Becher, Erich Weinert) auf NKFD und BDO. Der Verfasser schreibt in seinem Buch auch über die "Wandlung" von Generalleutnant Vincenz
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Müller vom praktizierenden Katholiken bis zu seinem Antifa-Lehrgang. Danach, so erfährt man in diesem Buch, war Vincenz Müller praktisch konfessionslos.
  
 
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Aktuelle Version vom 6. Oktober 2013, 16:31 Uhr

Der Aufruf der 17 Generäle

Flugblatt

Am 22.Juli 1944 unterzeichneten 17 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geratene Generäle der Wehrmacht, der kurz vorher zerschlagenen Heeresgruppe Mitte, einen Aufruf, in dem sie die deutschen Truppen zur Einstellung des aussichtslosen Kampfes und zum Sturz Hitlers aufforderten. Veröffentlicht wurde dieser Aufruf am 27.Juli 1944. Treibende Kraft dieser Aktion waren wohl GL Vincenz Müller und GL Bamler. Des Weiteren handelte es sich um folgende Armeekorps- und Divisionskommandeure: GdI Paul Völckers (RK), GdI Friedrich Gollwitzer (RK), GL Kurt-Jürgen Freiherr von Lützow (Eichenlaub zum RK), GL Hans Traut (Eichenlaub zum RK), GL Arthur Schmidt (RK), GL Rudolf Bamler, GL Adolf Hamann, GM Gottfried von Erdmannsdorff (RK), GM Gustav Gihr, GM Günther Klammt, GM Claus Müller-Bülow, GM Herbert Michaelis (RK), GM Friedrich-Karl von Steinkeller (RK), GM Adolf Trowitz und zwei weitere, deren Namen nicht zu ermitteln waren.


Geschah dies aus Überzeugung oder nur unter Drohungen bzw. gezielter Beeinflussung der Sowjets? Man wird wohl davon auszugehen haben, dass die genannten Offiziere, die in der sowjetischen Gefangenschaft auch Dinge erfuhren, die ihnen zuvor so nicht bekannt waren (Vernichtungslager u. ä.), und unter dem Eindruck des Attentats auf Hitler überwiegend aus Überzeugung handelten. Jeder vernünftige Offizier musste damals erkennen, dass dieser Krieg für Deutschland längst verloren und eine weitere Kriegsführung eigentlich sinnlos war. Nach alledem kann man das Verhalten dieser 17 Generäle genauso wenig negativ bewerten, wie das Handeln der am Aufstand des 20.7.1944 beteiligten Offiziere der Wehrmacht!


Der Aufruf der 17 Generäle machte auf Generalfeldmarschall Paulus (damals auch in sowjetischer Kriegsgefangenschaft) einen derart starken Eindruck, dass er um eine Aussprache mit Generalleutnant Vincenz Müller bat, den er persönlich kannte. Letztendlich folgte dann auch der Beitritt von Paulus zum NKFD und zum BDO. Zu Recht stellt der deutsche Militärhistoriker F. Uhle-Wetter fest, die meisten Generäle, darunter auch Paulus, hätten sich zur Zusammenarbeit mit den Russen entschlossen, weil sie die Niederlage des Hakenkreuzes angestrebt hätten und nicht Stalin und den Kommunisten Russlands zuliebe!


Mut bewiesen sie allemal diese Generäle, als sie dieses Manifest unterzeichneten. Sie mussten damit rechnen, dass ihre engsten Angehörigen vom NS-Staat in Sippenhaft genommen werden. Und eben dies geschah in den allermeisten Fällen; die Angehörigen der betroffenen Generäle saßen dann bis Kriegsende in besonderen Lagern als Gefangene.

Ausnahmen von der Sippenhaft gab es nur dann, wenn sich die Ehefrau des jeweiligen Generals scheiden ließ. Am 26. April 1944 wurde General von Seydlitz vom Reichskriegsgericht wegen Kriegs- und Hochverrats in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Noch am 5. Februar 1945 erging ein Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht aufgrund einer Weisung Hitlers: "Für Wehrmachtsangehörige, die in der Kriegsgefangenschaft Landesverrat begehen und deswegen rechtskräftig verurteilt werden, haftet die Sippe mit Vermögen, Freiheit oder Leben. Den Umfang der Sippenhaftung in Einzelfalle bestimmt der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei."

Nach dem heutigen Erkenntnisstand waren die Unterzeichner des Aufrufs keine "umgewandelten" Kommunisten - selbst Vincenz Müller wurde nie SED-Mitglied in der DDR. Vincenz Müller besuchte jedoch während seiner Gefangenschaft einen sog. Antifa-Lehrgang. Nach diesem Antifa-Lehrgang soll Vincenz Müller, der bis dahin bekennender Katholik war, nicht mehr als praktizierender Katholik in Erscheinung getreten sein. Seine militärische Tätigkeit in der späteren DDR war dadurch geprägt, dass er ständig von der Stasi bespitzelt wurde und allgemein als "Nazi-General" eingestuft wurde. Diese Dinge führten dann dazu, dass Müller 1958 seinen Abschied bei der NVA beantragte und psychisch und physisch angeschlagen Ruheständler wurde.


Besondere Vorteile erwuchsen den Generälen seitens der Sowjetunion jedenfalls nicht. Einige der angeführten Offiziere (v.Erdmannsdorff, Hamann) wurden hingerichtet; mehrere Generäle blieben bis in die Mitte der 50-iger Jahre Kriegsgefangene (Völckers und Müller-Büllow sind dort gestorben). Vincenz Müller starb 1961 nach einem Sturz vom Balkon seines Hauses.

Buchempfehlung

Zur Gesamtproblematik NKFD und BDO empfehlen wir das Buch "Odyssee in Rot" von Heinz Gerlach. Der Verfasser war als Kriegsgefangener in einem Offizierslager der Sowjetunion und wurde erst 1950 entlassen. Er beschreibt die Aktivitäten von NKFD und BDO unter Namensbenennung vieler höherer Offiziere der Wehrmacht und das Einwirken deutscher Kommunisten (z.B. Walter Ulbricht, Wilhelm Pieck, Johannes R. Becher, Erich Weinert) auf NKFD und BDO. Der Verfasser schreibt in seinem Buch auch über die "Wandlung" von Generalleutnant Vincenz Müller vom praktizierenden Katholiken bis zu seinem Antifa-Lehrgang. Danach, so erfährt man in diesem Buch, war Vincenz Müller praktisch konfessionslos.


Weiterführende Links

Quellen