Bericht über die Einnahme von Charkow: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Stadtinnere war von den Russen in eine Festung verwandelt worden. In jeder Straße, an jeder Straßenecke, an jedem Platz sollten Barrikaden unser Vorgehen aufhalten; z.T. recht geschickte Feldstellungen, aus denen die Länge der Straßen bestrichen werden konnte. Panzergräben und Minenfelder sollten das Vordringen der Panzer unterbinden. | Das Stadtinnere war von den Russen in eine Festung verwandelt worden. In jeder Straße, an jeder Straßenecke, an jedem Platz sollten Barrikaden unser Vorgehen aufhalten; z.T. recht geschickte Feldstellungen, aus denen die Länge der Straßen bestrichen werden konnte. Panzergräben und Minenfelder sollten das Vordringen der Panzer unterbinden. | ||
In Stoßtrupps gegliedert, mit deren Zusammensetzung die Regimenter bereits bei der Einnahme von Tscherkassy und Poltawa sehr gute Erfahrungen gemacht hatten, drangen die Komp. vor. Voraus die Minensucher der Pioniere, dahinter 2 Handgranatenwerfer, dann das 1. MG, dahinter die Gewehrschützen der vordersten Inf. dicht folgend die Sturmgeschütze, die schweren MGs. Unaufhaltsam arbeiteten sich die Btl. vorwärts. Auch die Zivilbevölkerung beteiligte sich am Kampf und schoß aus Fenstern und Dachluken. 2 feindliche Panzerspähwagen und ein mittlerer Panzer feuerten gegen die, auf der Hauptstraße vorgehende, Inf. und wurden von den Sturmgeschützen erledigt.<br/> | In Stoßtrupps gegliedert, mit deren Zusammensetzung die Regimenter bereits bei der Einnahme von Tscherkassy und Poltawa sehr gute Erfahrungen gemacht hatten, drangen die Komp. vor. Voraus die Minensucher der Pioniere, dahinter 2 Handgranatenwerfer, dann das 1. MG, dahinter die Gewehrschützen der vordersten Inf. dicht folgend die Sturmgeschütze, die schweren MGs. Unaufhaltsam arbeiteten sich die Btl. vorwärts. Auch die Zivilbevölkerung beteiligte sich am Kampf und schoß aus Fenstern und Dachluken. 2 feindliche Panzerspähwagen und ein mittlerer Panzer feuerten gegen die, auf der Hauptstraße vorgehende, Inf. und wurden von den Sturmgeschützen erledigt.<br/> | ||
− | Das I./I.R. 217 erhielt bei seinem Vorgehen südlich der Hauptstraße von Grigorowka her Flankenfeuer. Dagegen wurde das III./I.R.217 eingesetzt.<br/>Beide Btl. erreichten ihr Tagesziel und standen | + | Das I./I.R. 217 erhielt bei seinem Vorgehen südlich der Hauptstraße von Grigorowka her Flankenfeuer. Dagegen wurde das III./I.R.217 eingesetzt.<br/>Beide Btl. erreichten ihr Tagesziel und standen:<br/> |
23.10. abends<br/> | 23.10. abends<br/> | ||
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3 Pz. vernichtet | 3 Pz. vernichtet | ||
2 7,5 cm. Geschütze erbeutet<br/><br/> | 2 7,5 cm. Geschütze erbeutet<br/><br/> | ||
− | Nach dem Verlauf des 23. konnte man damit rechnen, daß Charkow am 24.10. ganz genommen wird. Desshalb entschloß sich die Div. den Regimentern den Befehl zu geben, am 24.10. bis an den Südostrand von Charkow durchzustoßen. Als Zwischenziele wurden zugewiesen:<br/> | + | Nach dem Verlauf des 23. konnte man damit rechnen, daß Charkow am 24.10. ganz genommen wird. Desshalb entschloß sich die Div., den Regimentern den Befehl zu geben, am 24.10. bis an den Südostrand von Charkow durchzustoßen. Als Zwischenziele wurden zugewiesen:<br/> |
I.R.217 Lopany-Brücken und Bhf. 53<br/> | I.R.217 Lopany-Brücken und Bhf. 53<br/> | ||
I.R.199 Lopany-Brücken und Brücken über den Charkiw<br/> | I.R.199 Lopany-Brücken und Brücken über den Charkiw<br/> | ||
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* III.Btl. Lopany-Brücke 185, Gleisdreieck südl. des Bhfs, städtische Schlachthäuser<br/> | * III.Btl. Lopany-Brücke 185, Gleisdreieck südl. des Bhfs, städtische Schlachthäuser<br/> | ||
* I.Btl. Lopany-Brücke 187, Eisenbahnbrücke südl. des Bhfs, Südostbahnhof<br/> | * I.Btl. Lopany-Brücke 187, Eisenbahnbrücke südl. des Bhfs, Südostbahnhof<br/> | ||
− | Um 08:05 Uhr hatten alle Teile des Rgts, geführt von Maj. Schmid (Afghane), den Bahndamm, der von Norden nach Süden hart am Westufer des Lopany vorbeiführt, überschritten. Das III.Btl. stieß auf die Brücke vor, das I.Btl. konnte seine Brücke nicht überschreiten, da diese stark vermint war, zur Sprengung vorbereitet und durch mehrere russ. MGs und 2 Panzer gesichert war. Nach kurzem Suchen fand das Btl. 400m südl. gelegen einen schmalen Steg. Dort gelang es im Schutze des dichten Morgennebels den | + | Um 08:05 Uhr hatten alle Teile des Rgts, geführt von Maj. Schmid (Afghane), den Bahndamm, der von Norden nach Süden hart am Westufer des Lopany vorbeiführt, überschritten. Das III.Btl. stieß auf die Brücke vor, das I.Btl. konnte seine Brücke nicht überschreiten, da diese stark vermint war, zur Sprengung vorbereitet und durch mehrere russ. MGs und 2 Panzer gesichert war. Nach kurzem Suchen fand das Btl. 400m südl. gelegen einen schmalen Steg. Dort gelang es im Schutze des dichten Morgennebels den Radfahrzeugen des Pi.Zg. des Btl. und 7.Kp. hinüber zu bringen. Es mußte in Kauf genommen werden, daß die Sturmgeschütze und andere schwere Waffen zurückblieben. Russ. Inf, die in den umliegenden Häusern lag, sowie auf LKW herangeführte Verstärkungen kamen zu spät. Auf KFZ herangeführte Sprengkommandos, darunter ein politischer Kommissar, begleitet von seiner Frau, wurden gefangen genommen. Der überrumpelte Gegner wurde mit blutigen Verlusten zurückgeworfen; er versuchte vergeblich, sich an den zahlreichen Barrikaden wieder festzusetzen. Das Btl. blieb ihm an der Klinge. Dagegen vorfühlende russ. Reiterei war so überrascht, daß sie auf wenige Meter an die vordersten Teile des Btl. heranritt, weil sie das Btl. für Russen hielt. Sie wurden gefangen genommen.<br/> |
Um 08:35 Uhr überschritt das Btl. die Eisenbahnbrücke südl. des Bahnhofes. Beim weiteren Vordringen gegen den Südost-Bahnhof verstärkte sich der Widerstand. Trotzdem erreichte das Btl. um 09:00 Uhr den Süd-Ost Bahnhof. Gegen Teile des Btl., die mit dem Rgts.Stab in der Gegend südl. des Bahnhofes hielten, richteten sich aus dem Bahnhofsgelände, aus der Gegend des Gebäudes des X. russ. Armeekorps und von Süden her starke von Panzern und Granatwerfern vorgetragene Angriffe, die auf nächste Entfernung herankamen. | Um 08:35 Uhr überschritt das Btl. die Eisenbahnbrücke südl. des Bahnhofes. Beim weiteren Vordringen gegen den Südost-Bahnhof verstärkte sich der Widerstand. Trotzdem erreichte das Btl. um 09:00 Uhr den Süd-Ost Bahnhof. Gegen Teile des Btl., die mit dem Rgts.Stab in der Gegend südl. des Bahnhofes hielten, richteten sich aus dem Bahnhofsgelände, aus der Gegend des Gebäudes des X. russ. Armeekorps und von Süden her starke von Panzern und Granatwerfern vorgetragene Angriffe, die auf nächste Entfernung herankamen. | ||
Es entwickelten sich Nahkämpfe in und um die nächsten Häusergruppen und in dem dort sehr unübersichtlichen Fabrikgelände. Der Div.Kdr. war in Sorge um das I.Btl., das durch diese Angriffe im Rücken bedroht war. An den Rgts.-Stab, der machte das I.R.179 in Guki marschbereit, um es zur Entlastung des I.R.217 einzusetzen. Um 12:00 Uhr erhielt er jedoch Meldung, daß die Lage beim I.R.217 so gefestigt sei, daß ein Eingreifen des I.R.179 unnötig sei. Dort war unterdessen das III.Btl., daß über die verminte Brücke nicht vorwärts kam, über die südl. davon liegende intakte Eisenbahnbrücke herangezogen. Es vertrieb noch haltende Feindkräfte. Um 12:05 Uhr traf das Btl. und kurz darauf auch die Sturmgeschütze in der Gegend südl. des Rgts.-Stabes ein und gliederte sich zur Abwehr. Das II./I.R.179 besetzte um 11:40 Uhr den Raum beiderseits der Schlachthäuser.<br/><br/> | Es entwickelten sich Nahkämpfe in und um die nächsten Häusergruppen und in dem dort sehr unübersichtlichen Fabrikgelände. Der Div.Kdr. war in Sorge um das I.Btl., das durch diese Angriffe im Rücken bedroht war. An den Rgts.-Stab, der machte das I.R.179 in Guki marschbereit, um es zur Entlastung des I.R.217 einzusetzen. Um 12:00 Uhr erhielt er jedoch Meldung, daß die Lage beim I.R.217 so gefestigt sei, daß ein Eingreifen des I.R.179 unnötig sei. Dort war unterdessen das III.Btl., daß über die verminte Brücke nicht vorwärts kam, über die südl. davon liegende intakte Eisenbahnbrücke herangezogen. Es vertrieb noch haltende Feindkräfte. Um 12:05 Uhr traf das Btl. und kurz darauf auch die Sturmgeschütze in der Gegend südl. des Rgts.-Stabes ein und gliederte sich zur Abwehr. Das II./I.R.179 besetzte um 11:40 Uhr den Raum beiderseits der Schlachthäuser.<br/><br/> |
Version vom 26. November 2011, 15:34 Uhr
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Bericht über die Einnahme von Charkow
Die Wegnahme Charkows war das Ziel des von Poltawa her vorgehenden LV.A.K. Der Kommandierende General befahl am 21.10.1941 der 57.I.D.:
23.10. abends
Um 08:05 Uhr hatten alle Teile des Rgts, geführt von Maj. Schmid (Afghane), den Bahndamm, der von Norden nach Süden hart am Westufer des Lopany vorbeiführt, überschritten. Das III.Btl. stieß auf die Brücke vor, das I.Btl. konnte seine Brücke nicht überschreiten, da diese stark vermint war, zur Sprengung vorbereitet und durch mehrere russ. MGs und 2 Panzer gesichert war. Nach kurzem Suchen fand das Btl. 400m südl. gelegen einen schmalen Steg. Dort gelang es im Schutze des dichten Morgennebels den Radfahrzeugen des Pi.Zg. des Btl. und 7.Kp. hinüber zu bringen. Es mußte in Kauf genommen werden, daß die Sturmgeschütze und andere schwere Waffen zurückblieben. Russ. Inf, die in den umliegenden Häusern lag, sowie auf LKW herangeführte Verstärkungen kamen zu spät. Auf KFZ herangeführte Sprengkommandos, darunter ein politischer Kommissar, begleitet von seiner Frau, wurden gefangen genommen. Der überrumpelte Gegner wurde mit blutigen Verlusten zurückgeworfen; er versuchte vergeblich, sich an den zahlreichen Barrikaden wieder festzusetzen. Das Btl. blieb ihm an der Klinge. Dagegen vorfühlende russ. Reiterei war so überrascht, daß sie auf wenige Meter an die vordersten Teile des Btl. heranritt, weil sie das Btl. für Russen hielt. Sie wurden gefangen genommen. | |
GeneralKdo LV.A.K. Der Kommandierende General |
K.H.Qu. den 25.10.1941 |
Korpstagesbefehl Nr. 17 | |
Soldaten! Charkow, die drittgrößte Industriestadt Russlands, ist genommen. Ein stolzer Erfolg, den Ihr durch Euere Tapferkeit errungen habt. Seit Poltawa habt Ihr in harten Kämpfen den äußerst zähen und verschlagenen Gegner Schritt für Schritt zurückgedrängt. Ihr habt die Unbilden der Witterung, Regen, Schnee und Frost ertragen, Ihr habt in Schlamm und Moor Euere Fahrzeuge nach vorn gebracht. Ihr habt hart und verbissen unsagbare Strapazen auf Euch genommen, Ihr habt nicht locker gelassen, bis der Gegner restlos zerschlagen war. Soldaten, wir sind stolz auf Euch! Erst die spätere Geschichte wird Euerem Ruhm voll würdigen können. Ihr habt das stolze Bewusstsein, dabei gewesen zu sein.S | |
gez. Vierow Gen. der Infanterie | |
Kurz nach der Einnahme von Charkow vom Div. Kdr. Gen.Lt. Dostler ausgefertigt. Kleinere Kürzungen vorgenommen.
gez. Schmidt Oberst i.G.a.D., damals Ia |