Barnreiter, Ferdinand: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ferdinand Barnreiter''' (*14.05.1921) in [http://de.wikipedia.org/wiki/Unterweitersdorf Unterweitersdorf] [[Bild:Barnreiter1.jpg|thumb|Ferdinand Barnreiter 1941 im Paraderock ("Sarrasani")]] [[Bild:Barnreiter2.jpg|thumb|Ferdinand Barnreiter als Obergefreiter (Foto zwischen 1. März 1943 und 9. September 1943 entstanden)]]
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'''Barnreiter, Ferdinand''' ( * 14.05.1921 - überlebt - verstorben 14.02.2015), [http://de.wikipedia.org/wiki/Unterweitersdorf Unterweitersdorf]  
[[Bild:Gruppenfoto.jpg|thumb| Ferdinand Barnreiter als 2. von links]]
 
[[Bild:Ausflug.jpg|thumb|Feuchtfröhlicher Wirtshausausflug aus dem Lazarett Hermsdorf, April 1943. Ferdinand Barnreiter ganz rechts mit Stock]]
 
  
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|width="20%" valign="top" align="left"| [[Bild:MitGottvertrauen....jpg|thumb]] ||width="80%" valign="top" colspan="1"|'''Mit Gottvertrauen durch den Krieg - Erinnerungen eines Frontsoldaten'''<br>Der 1921 in Oberösterreich geborene Autor hat seine Kriegserlebnisse eigenhändig am Computer niedergeschrieben. Während seiner viereinhalbjährigen Dienstzeit bei der deutschen Wehrmacht hat er mehrere kritische Situationen mit Gottvertrauen überstanden. Packend erzählt er seine Geschichte von der Rekrutenzeit bis zu seiner schweren Verwundung und der darauffolgenden Armamputation. Unterstützt durch Bilder und Feldpostabschriften berichtet er von den schweren Rückzugskämpfen an der Ostfront und in Frankreich, der glücklichen Rettung aus dem Woronesch-Kessel, einer fälschlichen Todesnachricht, einer angedrohten Exekution und den wenigen Augenblicken der Menschlichkeit inmitten des Krieges.
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Das Buch ist im Format A5 mit Hardcovereinband, hat 157 Seiten, beinhaltet 50 Fotos und 10 Feldpostabschriften.
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Erschienen 2010 im Eigenverlag: Gernot Barnreiter, Höhenweg 5, A-4210 Unterweitersdorf, barni1285@hotmail.com
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[http://www.menschenschreibengeschichte.at/index.php?pid=30&kid=1208&buid=12380&i=1| Leseproben]
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In der 3. Auflage WIEDER ERHÄLTLICH!
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Auch als [http://www.amazon.de/Mit-Gottvertrauen-durch-Krieg-ebook/dp/B0064BIQQO/ref=sr_1_24?ie=UTF8&qid=1320783586&sr=8-24| e-book].
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==Erkennungsmarke==
 
==Erkennungsmarke==
  
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==Einheiten==
 
==Einheiten==
  
- 6. Februar 1941 Einberufung zum Ersatz des 133. IR in die Schloßkaserne Linz, Paradeexerzier- und MG-Ausbildung
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- 6. Februar 1941 Einberufung zum Ersatz des 133.IR in die Schloßkaserne Linz, Paradeexerzier- und MG-Ausbildung
  
- 14. Oktober 1941 in Tschernyklobi (Polen) der 3. Kompanie des oberschlesischen 164. IR, 62. ID als Ersatz für die enormen Ausfälle zugeteilt
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- 14. Oktober 1941 in Tschernikloby der 3. Kompanie des oberschlesischen 164.IR, 62.ID als Ersatz für die enormen Ausfälle zugeteilt
  
- 13. Februar 1942 mit dem 164. IR zur 57. ID
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- 13. Februar 1942 mit dem 164.IR zur 57.ID
  
- 8. August 1943 3. Kompanie, 164. IR (Grenadier-Regiment 164)
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- 8. August 1943 3. Kompanie, 164.IR (Grenadier-Regiment 164)
  
 
- 17. Februar 1944 2. Kompanie des Reserve-Jäger-Bataillon 38, Moulins, Frankreich
 
- 17. Februar 1944 2. Kompanie des Reserve-Jäger-Bataillon 38, Moulins, Frankreich
  
- 9. März 1944 III. Bataillon Reserve-Grenadier-Regiment 28, Moulins
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- 9. März 1944 3. Bataillon Reserve-Grenadier-Regiment 28, Moulins
  
 
- 30.Oktober 1944 Marschkompanie Grenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 318, Lauban
 
- 30.Oktober 1944 Marschkompanie Grenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 318, Lauban
  
- 7. März 1945 Einheit Illmann (Lauban?)
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- 7. März 1945 Einheit Illmann
  
- August 1945 Entlassungsschein ausgestellt von der US-Militärbehörde
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- 30. August 1945 Entlassungsschein ausgestellt von der US-Militärbehörde
  
 
==Auszeichnungen==
 
==Auszeichnungen==
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- Verwundetenabzeichen in Schwarz am 11. Juni 1942
 
- Verwundetenabzeichen in Schwarz am 11. Juni 1942
  
- Ostmedaille (1942/43)
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- Ostmedaille (1942)
  
 
- Infanteriesturmabzeichen in Silber am 21. Oktober 1942
 
- Infanteriesturmabzeichen in Silber am 21. Oktober 1942
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Nach eigenen Angaben wurden mehrere zustehende bzw. versprochene Auszeichnungen infolge von Kriegswirren und zu Kriegsende nicht mehr ausgehändigt (Ausbruch aus dem Woroneschkessel, Festung Lauban, Schwerstverwundung,...)
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Nach eigenen Angaben wurden mehrere zustehende bzw. versprochene Auszeichnungen infolge von Kriegswirren und zu Kriegsende nicht mehr ausgehändigt (Ausbruch aus dem Woronesch-Kessel, Festung Lauban, schwere Verwundung,...)
  
 
==Beförderungen==
 
==Beförderungen==
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- 13. Februar 1942 bis Ende Mai 1942: Lazarett Marienbad, - Erfrierung beider Füße
 
- 13. Februar 1942 bis Ende Mai 1942: Lazarett Marienbad, - Erfrierung beider Füße
  
- 21. Februar 1943 bis Ende Mai 1943: motorisiertes Kriegslazarett 3/626, Gomel; Reservelazarett VII Warschau; Reservelazarett Altenberg/Erzgebirge - Erfrierungen 3. und 2. Grades beider Füße
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- 21. Februar 1943 bis Ende Mai 1943: motorisiertes Kriegslazarett 3/626, Gomel; Reservelazarett VII Warschau; Reservelazarett Altenberg/Erzgebirge - Erfrierungen 3. und 2. Grades beider Füße
  
- 8. August 1943 bis 23. August 1943: Leichtkranken-Kriegslazarett 47509, Njsehin (?) - Malaria (?!)
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- 8. August 1943 bis 23. August 1943: Leichtkranken-Kriegslazarett 47509, Njsehin - Malaria (?!)
  
 
- 8. September 1943 bis 24.September 1943: Reservelazarett Cosel O.S. - Weichteilwunde linker Oberschenkel (Steckschuss)
 
- 8. September 1943 bis 24.September 1943: Reservelazarett Cosel O.S. - Weichteilwunde linker Oberschenkel (Steckschuss)
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Der Lazarettaufenthalt im Sommer 1944 in Luneville führte zu einer irrtümlichen Todesnachricht, da Ferdinand Barnreiter das Lazarett bereits einen Tag früher verließ als angeordnet und der Spieß, welcher das als Einziger wusste, ihn nicht aus der Liste austrug. Vermutlich kam der Spieß bei einem nächtlichen Bombenangriff ums Leben; Ferdinand Barnreiter war nicht aufzufinden, obwohl er in der Liste stand --> irrtümliche Todesnachricht und versuchte Fahnenflucht.
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Der Lazarettaufenthalt im Sommer 1944 in Lunéville führte zu einer irrtümlichen Todesnachricht, da Ferdinand Barnreiter das Lazarett bereits einen Tag früher verließ als angeordnet und der Spieß, welcher das als Einziger wusste, ihn nicht aus der Liste austrug. Vermutlich kam der Spieß bei einem nächtlichen Bombenangriff ums Leben; Ferdinand Barnreiter war nicht aufzufinden, obwohl er in der Liste stand --> irrtümliche Todesnachricht und versuchte Fahnenflucht.
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==Fotos==
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  Bild:Barnreiter1.jpg|Ferdinand Barnreiter 1941 in Ausgehuniform ("Sarassani")
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  Bild:Barnreiter2.jpg|Als Obergefreiter im Sommer 1943
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  Bild:Gruppenfoto.jpg|Der 2. von links
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  Bild:Ausflug.jpg|Feuchtfröhlicher Wirtshausausflug aus dem Lazarett Hermsdorf, April 1943. Ferdinand Barnreiter ganz rechts mit Stock
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  Bild:Kameradentreffen70-er.jpg|Kameradentreffen 1970-er, Ferdinand Barnreiter als zweiter von links
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==Feldpostbriefe==
 
==Feldpostbriefe==
[[Bild:FeldpostBarnreiter2vorne.jpg|thumb|Feldpostbrief vom 12.4.1942 Vorderseite]]
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[[Bild:FeldpostBarnreiter2hinten.jpg|thumb|Feldpostbrief vom 12.4.1942 Rückseite]]
 
 
''Marienbad 12. April 1942''
 
''Marienbad 12. April 1942''
  
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''Vor allem die Besten Grüße. Habe heute Sonntag euren Einschreibebrief mit Freude und Dank erhalten. Nun endlich ist das Geld von meiner Dienststelle angekommen. Es wäre doch nicht notwendig gewesen dass ihr mir gleich 25 RM schickt. Ich brauche zwar viel Geld jetzt, habe mir um 2,15 RM schöne Handschuhe gekauft und fotografieren war ich, aber deswegen habe ich immer noch ein paar Mark. Pepi schickt mir auch 5 Mark, da werd ich ihr halt ein Erinnerungsstück aus Marienbad kaufen, wenn ich eins krieg. Habe zum ersten Mal heute von Karl eine Nachricht bekommen. Er schreibt, dass er sehr viel mitgemacht hat, das kann ich mir ja vorstellen. Hoffentlich kriegt er bald einen Urlaub. Kann mich noch gut erinnern als er im Februar 1941 das letzte Mal auf Urlaub da war. Damals musst er wieder zur Truppe und ich musste einrücken. Ich war doch manchmal auf Sonntagsurlaub, aber bei ihm ist es doch eine Spanne Zeit, wo er euch nicht mehr gesehen hat. In den nächsten Monaten wird er bestimmt auch Urlaub kriegen. Jetzt ist es natürlich noch nicht möglich, denn es müssten sehr viele neue Truppen nach Osten befördert werden. Ich werde ihm gleich wieder schreiben. Hans muss am 14. April nach Mödling zu den Panzern einrücken, da passt er auch dazu. Er hat sich ja immer schon gefreut darauf. Wenn er schreibt, dann gebt auch mir seine Adresse bekannt. Da wird es manchmal ein bisschen Schliff geben, aber das schadet keinem. Natürlich hat er es nicht so günstig wie ich in Linz es hatte. Aber bei den Panzern ist es weitaus schöner und habens besser als wir Infanteristen, das weiß ich auch vom Einsatz her in Russland. Es ist halt schlecht für euch, da wird es manchmal trabig werden. Wie ist das, könnt ihr die Mitzl nicht heimkriegen? Nun habt ihr alle drei Söhne bei der Wehrmacht, da gibts immer viel zu schreiben, müsst halt die Lini und die Mitzl ein bisschen aneifern dazu. Liebe Eltern, mir braucht ihr kein Geld mehr schicken, komme schon aus damit. Bei mir sind die Füße ganz zugeheilt, kann in den Schuhen ganz ohne weiters gehen, nur beißen und jucken sie abends manchmal. Die kleinen Zehen haben halt eine andere Form bekommen, die Wunde am Unterschenkel ist auch schon bereits zugeheilt. Gestern bekam ich eine andere Salbe drauf und muss heute feststellen, dass die Wunde wieder größer geworden ist. Werde noch 14 Tage zu tun haben. Also ich glaub es kann noch einige Wochen dauern, bis ich auf Urlaub kommen kann. Vielleicht kann ich euch beim Heuen etwas helfen. Gewohnt werd ich halt nichts mehr sein, denn ich lebe ja wie ein Graf und wiege bereits 70 Kilogramm. Es grüßt euch alle Ferdl! Auf ein baldiges Wiedersehen!''
 
''Vor allem die Besten Grüße. Habe heute Sonntag euren Einschreibebrief mit Freude und Dank erhalten. Nun endlich ist das Geld von meiner Dienststelle angekommen. Es wäre doch nicht notwendig gewesen dass ihr mir gleich 25 RM schickt. Ich brauche zwar viel Geld jetzt, habe mir um 2,15 RM schöne Handschuhe gekauft und fotografieren war ich, aber deswegen habe ich immer noch ein paar Mark. Pepi schickt mir auch 5 Mark, da werd ich ihr halt ein Erinnerungsstück aus Marienbad kaufen, wenn ich eins krieg. Habe zum ersten Mal heute von Karl eine Nachricht bekommen. Er schreibt, dass er sehr viel mitgemacht hat, das kann ich mir ja vorstellen. Hoffentlich kriegt er bald einen Urlaub. Kann mich noch gut erinnern als er im Februar 1941 das letzte Mal auf Urlaub da war. Damals musst er wieder zur Truppe und ich musste einrücken. Ich war doch manchmal auf Sonntagsurlaub, aber bei ihm ist es doch eine Spanne Zeit, wo er euch nicht mehr gesehen hat. In den nächsten Monaten wird er bestimmt auch Urlaub kriegen. Jetzt ist es natürlich noch nicht möglich, denn es müssten sehr viele neue Truppen nach Osten befördert werden. Ich werde ihm gleich wieder schreiben. Hans muss am 14. April nach Mödling zu den Panzern einrücken, da passt er auch dazu. Er hat sich ja immer schon gefreut darauf. Wenn er schreibt, dann gebt auch mir seine Adresse bekannt. Da wird es manchmal ein bisschen Schliff geben, aber das schadet keinem. Natürlich hat er es nicht so günstig wie ich in Linz es hatte. Aber bei den Panzern ist es weitaus schöner und habens besser als wir Infanteristen, das weiß ich auch vom Einsatz her in Russland. Es ist halt schlecht für euch, da wird es manchmal trabig werden. Wie ist das, könnt ihr die Mitzl nicht heimkriegen? Nun habt ihr alle drei Söhne bei der Wehrmacht, da gibts immer viel zu schreiben, müsst halt die Lini und die Mitzl ein bisschen aneifern dazu. Liebe Eltern, mir braucht ihr kein Geld mehr schicken, komme schon aus damit. Bei mir sind die Füße ganz zugeheilt, kann in den Schuhen ganz ohne weiters gehen, nur beißen und jucken sie abends manchmal. Die kleinen Zehen haben halt eine andere Form bekommen, die Wunde am Unterschenkel ist auch schon bereits zugeheilt. Gestern bekam ich eine andere Salbe drauf und muss heute feststellen, dass die Wunde wieder größer geworden ist. Werde noch 14 Tage zu tun haben. Also ich glaub es kann noch einige Wochen dauern, bis ich auf Urlaub kommen kann. Vielleicht kann ich euch beim Heuen etwas helfen. Gewohnt werd ich halt nichts mehr sein, denn ich lebe ja wie ein Graf und wiege bereits 70 Kilogramm. Es grüßt euch alle Ferdl! Auf ein baldiges Wiedersehen!''
  
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[[Bild:FeldpostBarnreiter3vorne.jpg|thumb|Feldpostbrief vom 15.6.1942 Vorderseite]]
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''Metz, 15.VI.42''
 
''Metz, 15.VI.42''
  
 
''Liebe Eltern!''
 
''Liebe Eltern!''
  
''Ich hab mich ja schon wieder so halbwegs an den Zirkus gewöhnt. Gestern waren wir bei der Abstellungsuntersuchung und werde dann noch in den nächsten Tagen zur Kompanie abgestellt. Ich habe hier wieder einige nette Kameraden, das ist ja die Hauptsache. Einen Wiener habe ich auf unserem Zimmer, der den Blutorden trägt. Mit dem gehe ich fast jeden Tag Wein trinken. Gestern waren wir ebenfalls in einem Lokal, da kam ein älterer Herr zu uns, den  der Blutorden interessierte und zahlte uns beiden einen Liter Süßwein um 10 RM. So geht es jetzt fast jeden Tag, braucht aber deswegen nicht glauben, dass wir besoffen wären. Bei den Genesenden haben wir den ganzen Tag nicht viel zu tun. Da müssen wir die Zeit noch nützen, wenn wir dann wieder bei der Kompanie sind ist es mit der Freizeit sowieso vorbei. Die mitgenommenen Lebensmittel stehen mir ganz gut zu, vor allem habe ich für lange Zeit einen Vorrat, da kann der Krieg schon noch einige Zeit dauern. Habt ihr schon die Ziegel eingedeckt? In nächster Zeit wird es auch zum Schnittern werden. Hier in Metzt hat es auch einmal einen Hagel gehabt aber nicht so schlimm wie bei euch. In der Stadt sind auch sehr viele Fensterscheiben kaputtgeschlagen. Was ist mit Hans, kann er auf Ernteurlaub komme? Ich darf mir keine Hoffnungen mehr machen auf Ernteurlaub, weil ich schon lange Zeit k.v. bin. Ich werde ja doch noch zwei drei Wochen hier sein können bis es wieder hinaus geht. Was schreibt Karl? Bis ich ein Schreiben krieg von ihm, wird ja noch eine Zeit vergehen. So nun Schluss mit dem Papierkrieg, es grüßt euch alle Ferdl!''
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''Ich hab mich ja schon wieder so halbwegs an den Zirkus gewöhnt. Gestern waren wir bei der Abstellungsuntersuchung und werde dann noch in den nächsten Tagen zur Kompanie abgestellt. Ich habe hier wieder einige nette Kameraden, das ist ja die Hauptsache. Einen Wiener habe ich auf unserem Zimmer, der den Blutorden trägt. Mit dem gehe ich fast jeden Tag Wein trinken. Gestern waren wir ebenfalls in einem Lokal, da kam ein älterer Herr zu uns, den  der Blutorden interessierte und zahlte uns beiden einen Liter Süßwein um 10 RM. So geht es jetzt fast jeden Tag, braucht aber deswegen nicht glauben, dass wir besoffen wären. Bei den Genesenden haben wir den ganzen Tag nicht viel zu tun. Da müssen wir die Zeit noch nützen, wenn wir dann wieder bei der Kompanie sind ist es mit der Freizeit sowieso vorbei. Die mitgenommenen Lebensmittel stehen mir ganz gut zu, vor allem habe ich für lange Zeit einen Vorrat, da kann der Krieg schon noch einige Zeit dauern. Habt ihr schon die Ziegel eingedeckt? In nächster Zeit wird es auch zum Schnittern werden. Hier in Metz hat es auch einmal einen Hagel gehabt aber nicht so schlimm wie bei euch. In der Stadt sind auch sehr viele Fensterscheiben kaputtgeschlagen. Was ist mit Hans, kann er auf Ernteurlaub komme? Ich darf mir keine Hoffnungen mehr machen auf Ernteurlaub, weil ich schon lange Zeit k.v. bin. Ich werde ja doch noch zwei drei Wochen hier sein können bis es wieder hinaus geht. Was schreibt Karl? Bis ich ein Schreiben krieg von ihm, wird ja noch eine Zeit vergehen. So nun Schluss mit dem Papierkrieg, es grüßt euch alle Ferdl!''
  
 
''Lege noch meine Verwundetenurkunde bei, hebt sie mir auf.''
 
''Lege noch meine Verwundetenurkunde bei, hebt sie mir auf.''
  
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''Russland, 15. Nov. 42''
 
 
 
''Liebe Eltern!''
 
 
 
''Vor allem die besten Grüße von Ferdl!''
 
 
 
''Ich bin gesund, dasselbe hoffe ich auch von euch allen, bei uns ist alles beim Alten und es geht uns soweit ganz gut. Nun ist bei uns der Winter ins Land gezogen es ist ja etwas früh, aber es ist ja besser als der Dreck. Uns kann ja heuer im Winter die Kälte nicht viel anhaben, glaube ich, denn wir haben schon genügend warme Wintersachen empfangen. Haben einen Schneeanzug erhalten, da sehen wir aus wie die Schneemänner. Ist aber ganz warm das Zeug.''
 
''Am Meisten freuen mich aber die neuen Filzstiefel, da sind die Füße immer ganz warm wie in der Stube. Also ich glaube, heuer werde ich mir die Füße nicht mehr erfrieren. Weiters haben wir einen Brustwärmer, einen Schal und Überhandschuhe erhalten. Zum Postenstehen haben wir auch einen Übermantel und eine russische Pelzmütze habe ich mir organisiert. Da kann schon der Winter kommen. Wenn ihr uns so angezogen sehen würdet, dann würdet ihr sagen wir fahren am Nordpol. Also ich glaub, heuer klappt der Laden besser, denn wenn ich an den vergangenen Winter denke, wo wir bei einer grimmigen Kälte draußen sein mussten und angreifen auch noch mussten und sonst nichts als ein paar zerlumpte Sachen am Körper hatten. Da graut mir jetzt noch wenn ich zurückdenke.''
 
''Habe heute von der Pepi einen Brief erhalten und konnte lesen, dass der Karl in der Fabrikskaserne ist. Na da kann er ja jeden Sonntag heimfahren, hoffentlich kann er sehr lange dort bleiben. Habe euch schon geschrieben dass ich das Infanteriesturmabzeichen erhalten hab, lege euch heute im Brief die Urkunde bei. Nun was gibt es sonst neues daheim? Habt ihr vom Winter schon etwas gemerkt? Habt ihr schon wieder Päckchen erhalten von mir? Ich wäre nämlich neugierig, ob alles ankommt. Gebe morgen wieder eins auf, mit einem Stück Seife in ein paar Lumpen eingemacht. Also schließe für heute mein Schreiben mit vielen Grüßen an euch alle sowie an Karl von Ferdl!''
 
 
 
''Auf Wiedersehen!''
 
 
 
''Nächstes mal mehr, denn es ist schon zwölf Uhr nachts.''
 
  
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[[Bild:FeldpostBarnreiter1.jpg|thumb|Feldpostbrief vom 2.1.1945]]
 
 
''Lauban, den 2.1.45''
 
''Lauban, den 2.1.45''
  
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''Herzliche Neujahrsgrüße sendet euch allen euer Ferdl!''
 
''Herzliche Neujahrsgrüße sendet euch allen euer Ferdl!''
 
''Heute nun wieder einige Zeilen an euch, bin gesund und munter, das ich auch von euch allen hoffe. Nun meine lieben Eltern ich habe einen schönen Rutsch ins neue Jahr gemacht und zwar als Unteroffizier, da ich gestern zum Unteroffizier befördert worden bin. Ich fühle mich ganz wohl im neuen Dienstgrad, natürlich hat man jetzt mehr zu tun und mehr Verantwortung. Aber warum denn nicht, es werden ja jetzt im Februar 4 Jahre, dass ich beim Barras bin. Also Schluß für heute, nochmals recht herzliche Grüße an euch alle, euer Ferdl.''
 
''Heute nun wieder einige Zeilen an euch, bin gesund und munter, das ich auch von euch allen hoffe. Nun meine lieben Eltern ich habe einen schönen Rutsch ins neue Jahr gemacht und zwar als Unteroffizier, da ich gestern zum Unteroffizier befördert worden bin. Ich fühle mich ganz wohl im neuen Dienstgrad, natürlich hat man jetzt mehr zu tun und mehr Verantwortung. Aber warum denn nicht, es werden ja jetzt im Februar 4 Jahre, dass ich beim Barras bin. Also Schluß für heute, nochmals recht herzliche Grüße an euch alle, euer Ferdl.''
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  Bild:FeldpostBarnreiter2vorne.jpg|Feldpostbrief vom 12.4.1942 Vorderseite
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  Bild:FeldpostBarnreiter2hinten.jpg|Feldpostbrief vom 12.4.1942 Rückseite
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  Bild:FeldpostBarnreiter3vorne.jpg|Feldpostbrief vom 15.6.1942 Vorderseite
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  Bild:FeldpostBarnreiter1.jpg|Feldpostbrief vom 2.1.1945
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Aktuelle Version vom 1. Mai 2015, 08:32 Uhr

Barnreiter, Ferdinand ( * 14.05.1921 - überlebt - verstorben 14.02.2015), Unterweitersdorf

Dienstgrad

Unteroffizier

Publikation

MitGottvertrauen....jpg
Mit Gottvertrauen durch den Krieg - Erinnerungen eines Frontsoldaten
Der 1921 in Oberösterreich geborene Autor hat seine Kriegserlebnisse eigenhändig am Computer niedergeschrieben. Während seiner viereinhalbjährigen Dienstzeit bei der deutschen Wehrmacht hat er mehrere kritische Situationen mit Gottvertrauen überstanden. Packend erzählt er seine Geschichte von der Rekrutenzeit bis zu seiner schweren Verwundung und der darauffolgenden Armamputation. Unterstützt durch Bilder und Feldpostabschriften berichtet er von den schweren Rückzugskämpfen an der Ostfront und in Frankreich, der glücklichen Rettung aus dem Woronesch-Kessel, einer fälschlichen Todesnachricht, einer angedrohten Exekution und den wenigen Augenblicken der Menschlichkeit inmitten des Krieges.

Das Buch ist im Format A5 mit Hardcovereinband, hat 157 Seiten, beinhaltet 50 Fotos und 10 Feldpostabschriften. Erschienen 2010 im Eigenverlag: Gernot Barnreiter, Höhenweg 5, A-4210 Unterweitersdorf, barni1285@hotmail.com

Leseproben

In der 3. Auflage WIEDER ERHÄLTLICH! Auch als e-book.

Erkennungsmarke

-1790- Schtz.Ers.Kp. 1/133

Einheiten

- 6. Februar 1941 Einberufung zum Ersatz des 133.IR in die Schloßkaserne Linz, Paradeexerzier- und MG-Ausbildung

- 14. Oktober 1941 in Tschernikloby der 3. Kompanie des oberschlesischen 164.IR, 62.ID als Ersatz für die enormen Ausfälle zugeteilt

- 13. Februar 1942 mit dem 164.IR zur 57.ID

- 8. August 1943 3. Kompanie, 164.IR (Grenadier-Regiment 164)

- 17. Februar 1944 2. Kompanie des Reserve-Jäger-Bataillon 38, Moulins, Frankreich

- 9. März 1944 3. Bataillon Reserve-Grenadier-Regiment 28, Moulins

- 30.Oktober 1944 Marschkompanie Grenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 318, Lauban

- 7. März 1945 Einheit Illmann

- 30. August 1945 Entlassungsschein ausgestellt von der US-Militärbehörde

Auszeichnungen

- Verwundetenabzeichen in Schwarz am 11. Juni 1942

- Ostmedaille (1942)

- Infanteriesturmabzeichen in Silber am 21. Oktober 1942

- Eisernes Kreuz 2. Klasse am 1.März 1943

- Verwundetenabzeichen in Silber am 9. September 1943


Nach eigenen Angaben wurden mehrere zustehende bzw. versprochene Auszeichnungen infolge von Kriegswirren und zu Kriegsende nicht mehr ausgehändigt (Ausbruch aus dem Woronesch-Kessel, Festung Lauban, schwere Verwundung,...)

Beförderungen

- Oberschütze 20. Juni 1941

- Gefreiter Herbst 1941, Polen

- Obergefreiter 20. Dezember 1942, Woronesch

- Unteroffizier 1.1.1945, Lauban

Verwundungen

- 13. Februar 1942 bis Ende Mai 1942: Lazarett Marienbad, - Erfrierung beider Füße

- 21. Februar 1943 bis Ende Mai 1943: motorisiertes Kriegslazarett 3/626, Gomel; Reservelazarett VII Warschau; Reservelazarett Altenberg/Erzgebirge - Erfrierungen 3. und 2. Grades beider Füße

- 8. August 1943 bis 23. August 1943: Leichtkranken-Kriegslazarett 47509, Njsehin - Malaria (?!)

- 8. September 1943 bis 24.September 1943: Reservelazarett Cosel O.S. - Weichteilwunde linker Oberschenkel (Steckschuss)

- Juni/Juli 1944: Lazarett Luneville - Verletzung der Handfläche durch Platzpatrone (-->Verdacht auf Selbstverstümmelung)

- 7. März 1945: Reservelazarett Amberg, Schwerstverwundung vom 28.2. durch Panzergranate, Amputation des rechten Oberarmes

- Sommer 1945: US-Lazarett, Linz, Nachamputation und anschließende Entlassung aus der Wehrmacht (30.8.1945)


Der Lazarettaufenthalt im Sommer 1944 in Lunéville führte zu einer irrtümlichen Todesnachricht, da Ferdinand Barnreiter das Lazarett bereits einen Tag früher verließ als angeordnet und der Spieß, welcher das als Einziger wusste, ihn nicht aus der Liste austrug. Vermutlich kam der Spieß bei einem nächtlichen Bombenangriff ums Leben; Ferdinand Barnreiter war nicht aufzufinden, obwohl er in der Liste stand --> irrtümliche Todesnachricht und versuchte Fahnenflucht.

Fotos

Feldpostbriefe

Marienbad 12. April 1942

Liebe Eltern!

Vor allem die Besten Grüße. Habe heute Sonntag euren Einschreibebrief mit Freude und Dank erhalten. Nun endlich ist das Geld von meiner Dienststelle angekommen. Es wäre doch nicht notwendig gewesen dass ihr mir gleich 25 RM schickt. Ich brauche zwar viel Geld jetzt, habe mir um 2,15 RM schöne Handschuhe gekauft und fotografieren war ich, aber deswegen habe ich immer noch ein paar Mark. Pepi schickt mir auch 5 Mark, da werd ich ihr halt ein Erinnerungsstück aus Marienbad kaufen, wenn ich eins krieg. Habe zum ersten Mal heute von Karl eine Nachricht bekommen. Er schreibt, dass er sehr viel mitgemacht hat, das kann ich mir ja vorstellen. Hoffentlich kriegt er bald einen Urlaub. Kann mich noch gut erinnern als er im Februar 1941 das letzte Mal auf Urlaub da war. Damals musst er wieder zur Truppe und ich musste einrücken. Ich war doch manchmal auf Sonntagsurlaub, aber bei ihm ist es doch eine Spanne Zeit, wo er euch nicht mehr gesehen hat. In den nächsten Monaten wird er bestimmt auch Urlaub kriegen. Jetzt ist es natürlich noch nicht möglich, denn es müssten sehr viele neue Truppen nach Osten befördert werden. Ich werde ihm gleich wieder schreiben. Hans muss am 14. April nach Mödling zu den Panzern einrücken, da passt er auch dazu. Er hat sich ja immer schon gefreut darauf. Wenn er schreibt, dann gebt auch mir seine Adresse bekannt. Da wird es manchmal ein bisschen Schliff geben, aber das schadet keinem. Natürlich hat er es nicht so günstig wie ich in Linz es hatte. Aber bei den Panzern ist es weitaus schöner und habens besser als wir Infanteristen, das weiß ich auch vom Einsatz her in Russland. Es ist halt schlecht für euch, da wird es manchmal trabig werden. Wie ist das, könnt ihr die Mitzl nicht heimkriegen? Nun habt ihr alle drei Söhne bei der Wehrmacht, da gibts immer viel zu schreiben, müsst halt die Lini und die Mitzl ein bisschen aneifern dazu. Liebe Eltern, mir braucht ihr kein Geld mehr schicken, komme schon aus damit. Bei mir sind die Füße ganz zugeheilt, kann in den Schuhen ganz ohne weiters gehen, nur beißen und jucken sie abends manchmal. Die kleinen Zehen haben halt eine andere Form bekommen, die Wunde am Unterschenkel ist auch schon bereits zugeheilt. Gestern bekam ich eine andere Salbe drauf und muss heute feststellen, dass die Wunde wieder größer geworden ist. Werde noch 14 Tage zu tun haben. Also ich glaub es kann noch einige Wochen dauern, bis ich auf Urlaub kommen kann. Vielleicht kann ich euch beim Heuen etwas helfen. Gewohnt werd ich halt nichts mehr sein, denn ich lebe ja wie ein Graf und wiege bereits 70 Kilogramm. Es grüßt euch alle Ferdl! Auf ein baldiges Wiedersehen!


Metz, 15.VI.42

Liebe Eltern!

Ich hab mich ja schon wieder so halbwegs an den Zirkus gewöhnt. Gestern waren wir bei der Abstellungsuntersuchung und werde dann noch in den nächsten Tagen zur Kompanie abgestellt. Ich habe hier wieder einige nette Kameraden, das ist ja die Hauptsache. Einen Wiener habe ich auf unserem Zimmer, der den Blutorden trägt. Mit dem gehe ich fast jeden Tag Wein trinken. Gestern waren wir ebenfalls in einem Lokal, da kam ein älterer Herr zu uns, den der Blutorden interessierte und zahlte uns beiden einen Liter Süßwein um 10 RM. So geht es jetzt fast jeden Tag, braucht aber deswegen nicht glauben, dass wir besoffen wären. Bei den Genesenden haben wir den ganzen Tag nicht viel zu tun. Da müssen wir die Zeit noch nützen, wenn wir dann wieder bei der Kompanie sind ist es mit der Freizeit sowieso vorbei. Die mitgenommenen Lebensmittel stehen mir ganz gut zu, vor allem habe ich für lange Zeit einen Vorrat, da kann der Krieg schon noch einige Zeit dauern. Habt ihr schon die Ziegel eingedeckt? In nächster Zeit wird es auch zum Schnittern werden. Hier in Metz hat es auch einmal einen Hagel gehabt aber nicht so schlimm wie bei euch. In der Stadt sind auch sehr viele Fensterscheiben kaputtgeschlagen. Was ist mit Hans, kann er auf Ernteurlaub komme? Ich darf mir keine Hoffnungen mehr machen auf Ernteurlaub, weil ich schon lange Zeit k.v. bin. Ich werde ja doch noch zwei drei Wochen hier sein können bis es wieder hinaus geht. Was schreibt Karl? Bis ich ein Schreiben krieg von ihm, wird ja noch eine Zeit vergehen. So nun Schluss mit dem Papierkrieg, es grüßt euch alle Ferdl!

Lege noch meine Verwundetenurkunde bei, hebt sie mir auf.


Lauban, den 2.1.45

Liebe Eltern und Geschwister!

Herzliche Neujahrsgrüße sendet euch allen euer Ferdl! Heute nun wieder einige Zeilen an euch, bin gesund und munter, das ich auch von euch allen hoffe. Nun meine lieben Eltern ich habe einen schönen Rutsch ins neue Jahr gemacht und zwar als Unteroffizier, da ich gestern zum Unteroffizier befördert worden bin. Ich fühle mich ganz wohl im neuen Dienstgrad, natürlich hat man jetzt mehr zu tun und mehr Verantwortung. Aber warum denn nicht, es werden ja jetzt im Februar 4 Jahre, dass ich beim Barras bin. Also Schluß für heute, nochmals recht herzliche Grüße an euch alle, euer Ferdl.